Donnerstag, 16. Mai 2019

Der Señor de Sipán

Paola am Modell der Huaca Rajada

Eigentlich hätte das Programm für zwei Tage gereicht: zuerst fuhren wir nach Sipán bzw. zur Huaca Rajada, im Südosten von Chiclayo, wo wir die Pyramiden und die Ausgrabungsstätte von Sipán besichtigten. Das heißt: Gräber von Herrschern der Moche aus dem 300. Jahrhundert (und älter).
Danach ging es, nach einer Mittagspause in Lambayeque (wir wollen ja nicht dauernd vom Essen reden, aber: endlich Ceviche!), weiter nach Túcume im Norden von Chiclayo, einer der größten Ansammlungen von Adobe-Pyramiden in Peru, nebst Museum. Der Höhepunkt kam zuletzt: das Museo Tumba Reales de Sipán, wo die Originalfunde aus den schon erwähnten Gräbern ausgestellt sind - allein dieses hätte es verdient gehabt, sich einen ganzen Tag Zeit für die Besichtigung zu nehmen!
Suchbild: der Buho einer der Himmels-
götter der Moche, wacht über die Gräber

Der Reihe nach. Um kurz vor halb 10 (vereinbart war 9:40 Uhr – so viel zum Thema Pünktlichkeit!)  holten uns Paola, unsere Guía und Guido, der Fahrer der Agentur, ab. Die Strecke führt zwischen Reis- und Zuckerrohrfeldern hindurch, immer wieder kamen uns große LKWs, hoch beladen mit getrockneten Caña-Pflanzen entgegen. Außer uns nahmen noch zwei Familien teil. Eine wohl aus Peru, die andere … wir vermuten, irgendwo aus Lateinamerika.  
Das Grab des Señor de Sipán, am Originalort rekonstruiert

Die Gräber, das am reichsten ausgestattete davon das des „Señor de Sipán“, waren 1987 ein echter Sensationsfund: man überraschte Grabräuber an der Huaca Rajada und kam dadurch auf deren Spur. Wie fantastisch dieser Fund war, können wir später im Museum sehen. Vor Ort sind die Originalgräber mit Repliken rekonstruiert worden.



Die Huaca Larga
Nach dem Mittagessen geht es nach Túcume. Der Ort ist unter anderem durch Thor Heyerdahl bekannt geworden, der die Pyramiden 1988 bis 1993 besucht und erforscht hat. Wer sich dem Gelände unbedarft auf der Straße nähert, wundert sich vielleicht über die riesigen „Sandhügel“ im Gelände. Wenn man weiß, dass diese Hügel einmal prachtvolle Pyramiden (eigentlich "Tempelberge") aus Adobe-Ziegeln waren, die ursprünglich über 40 m hoch auf einer Grundfläche von bis zu 700 mal 280 Meter (Huaca Larga)  standen, staunt man. 26 Stück gibt es alleine hier in dem Tal. Regen und Wind haben sie äußerlich verwittern lassen, die Silhouette ist dennoch erkennbar. Man kann sich eigentlich nie sicher sein, hat man jetzt einen echten „Cerro“ vor sich, oder einen von Menschenhand.
Das Museum ist einer Pyramidenanlage
der Moche nachempfunden

Zum Ende der Tour ging es in das Museum, in dem die Originalfunde aus den Gräbern an der Huaca Rajada ausgestellt sind. Es ist nicht nur die schiere Masse an Gold und Silber, die uns beeindruckt. Die detailreichen Arbeiten, die mitunter aus vielen Einzelteilen aus Gold, Silber, Türkis und Muschelperlen zusammengefügten Schmuckstücke, erinnern mitunter mehr an Modellbau als an Goldschmiedekunst, so klein, so exakt sind sie gearbeitet, und auch noch beweglich. 
Ganz abgesehen davon, dass neben den Stücken auch Fotos den Zustand bei der Ausgrabung dokumentieren - wie kann man aus solch einem Chaos ein Pektoral aus tausenden von millimetergroßen Muschelperlen wiederherstellen, oder Ohrringe mit winzigen Teilen aus Gold, Silber und Türkis? Die Leistung der Archäologen und Restaurateure steht der Kunstfertigkeit der Handwerker von vor fast 2000 Jahren kaum nach. Leider ist das Fotografieren im Museum komplett verboten, alle Taschen, Fotoapparate und Smartphones müssen draußen bleiben. Am Ende der Ausstellung erwartet uns ein Diorama mit lebensgroßen Rekonstruktionen der Figuren aus den Gräbern – inklusive Ehefrau und Konkubinen des Señor.  
"Geklaut" bei peru.travel: ein lebensgroßes Diorama im Museum. Die Figuren sind mit den Repliken der Funde ausgestattet.

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