Mit Flavio und Karina besuchen wir eine Familie in der
Nähe von Cusco. Klienten von PACAI
(Asociación Peruano Alemana del Cáncer Infantil Cusco) – was
bedeutet: in dieser Familie lebt ein krebskrankes Kind. Karina, unsere
Spanischlehrerin bei Acupari, arbeitet eigentlich als Psychologin für PACAI.
Sie erzählt uns auf dem Hin- und Rückweg einige Details über diese Familie. Wir
müssen das eine oder andere Mal schlucken.
So schön Cusco im Centro Historico ist – die
Außenbezirke und kleineren Nachbarstädte sind oft eher ernüchternd. „Typisch
lateinamerikanisch“, haben wir uns sagen lassen. Den letzten Kilometer laufen
wir – das, was eine Straße sein könnte, ist bestenfalls für Kettenfahrzeuge
geeignet, die letzten 400 - 500m immerhin noch als Fußpfad erkennbar.
Schon einige Male in den
letzten Jahren waren wir mit Flavio unterwegs in Situationen, die uns sehr
berührt haben. Die uns demütig werden ließen oder dankbar oder beides. Der
Besuch in dem Heim dieser Familie unweit von Cusco ist wieder so ein Erlebnis.
Gabriel und Lorenza empfangen uns
schüchtern und freundlich, Abrahan und David, zwei der drei Söhne, zunächst nur
schüchtern. Erst nach dem Essen tauen sie langsam auf. Später, nach der Schule,
kommt noch Nicolas, der älteste Sohn, dazu. Lorenza bekam ihn mit 15.
Die Küche |
Es scheppern Teller, und mich
durchfährt es „Oh je, wir werden doch hier nicht etwa essen müssen!“,
gleichzeitig schäme ich mich für meine Bedenken. Lorenza schleppt
einen Stapel Teller her. Jeder erhält eine ordentliche Portion „Caldo de
Gallina“, eine Hühnersuppe mit Gemüse und einem Stück vom Huhn. Ein Festessen,
das es in dieser Hütte bestimmt nicht allzu oft gibt. Edgar und ich bekommen
das beste Stück Fleisch. Natürlich. Und die Suppe ist wunderbar. In
dieser Kate also, wo die Familie kaum das Nötigste zum Leben hat, servieren sie
uns von dem Wenigen ein Mittagessen – was für eine Lektion in
Gastfreundschaft!
Abrahan erkrankte 2018 an Leukämie.
Er gilt als „geheilt“, steht aber noch unter Beobachtung. Seine
Erkrankung war der Grund, warum Gabriel seine Stelle in Cusco verlor und die
Familie damit auch ihre Wohnung dort. Die Adobehütte hier am Berghang baute
Gabriel selbst, neben seiner Arbeit. In Deutschland wäre ein Grundstück in
dieser Lage wahrscheinlich unbezahlbar.
Als wir viel später wieder
aufbrechen, sind die Eltern gar nicht mehr so schüchtern. Lorenza fällt mir ein
ums andere Mal in den Arm und nennt mich zärtlich „Mamita“!
Von dem Geld, das wir
seit unserem Aufenthalt in Peru für PACAI gesammelt haben, sollen für Abrahan
und seine Geschwister Schulsachen, neue Matratzen und ein paar neue Decken
gekauft werden.
Abrahan (rechts) und seine Familie mit Flavio und Karina |
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