Freitag, 10. Mai 2019

Auch eine Art Abenteuer

Mit Flavio und Karina besuchen wir eine Familie in der Nähe von Cusco. Klienten von PACAI (Asociación Peruano Alemana del Cáncer Infantil Cusco) – was bedeutet: in dieser Familie lebt ein krebskrankes Kind. Karina, unsere Spanischlehrerin bei Acupari, arbeitet eigentlich als Psychologin für PACAI. Sie erzählt uns auf dem Hin- und Rückweg einige Details über diese Familie. Wir müssen das eine oder andere Mal schlucken. 
So schön Cusco im Centro Historico ist – die Außenbezirke und kleineren Nachbarstädte sind oft eher ernüchternd. „Typisch lateinamerikanisch“, haben wir uns sagen lassen. Den letzten Kilometer laufen wir – das, was eine Straße sein könnte, ist bestenfalls für Kettenfahrzeuge geeignet, die letzten 400 - 500m immerhin noch als Fußpfad erkennbar.
Schon einige Male in den letzten Jahren waren wir mit Flavio unterwegs in Situationen, die uns sehr berührt haben. Die uns demütig werden ließen oder dankbar oder beides. Der Besuch in dem Heim dieser Familie unweit von Cusco ist wieder so ein Erlebnis.
Gabriel und Lorenza empfangen uns schüchtern und freundlich, Abrahan und David, zwei der drei Söhne, zunächst nur schüchtern. Erst nach dem Essen tauen sie langsam auf. Später, nach der Schule, kommt noch Nicolas, der älteste Sohn, dazu. Lorenza bekam ihn mit 15. 
Die Küche   
Es scheppern Teller, und mich durchfährt es „Oh je, wir werden doch hier nicht etwa essen müssen!“, gleichzeitig schäme ich mich für meine Bedenken. Lorenza schleppt einen Stapel Teller her. Jeder erhält eine ordentliche Portion „Caldo de Gallina“, eine Hühnersuppe mit Gemüse und einem Stück vom Huhn. Ein Festessen, das es in dieser Hütte bestimmt nicht allzu oft gibt. Edgar und ich bekommen das beste Stück Fleisch. Natürlich. Und die Suppe ist wunderbar.  In dieser Kate also, wo die Familie kaum das Nötigste zum Leben hat, servieren sie uns von dem Wenigen ein Mittagessen – was für eine Lektion in Gastfreundschaft! 
Abrahan
Abrahan erkrankte 2018 an Leukämie. Er gilt als „geheilt“, steht aber noch unter Beobachtung.  Seine Erkrankung war der Grund, warum Gabriel seine Stelle in Cusco verlor und die Familie damit auch ihre Wohnung dort. Die Adobehütte hier am Berghang baute Gabriel selbst, neben seiner Arbeit. In Deutschland wäre ein Grundstück in dieser Lage wahrscheinlich unbezahlbar.
Als wir viel später wieder aufbrechen, sind die Eltern gar nicht mehr so schüchtern. Lorenza fällt mir ein ums andere Mal in den Arm und nennt mich zärtlich „Mamita“!
Von dem Geld, das wir seit unserem Aufenthalt in Peru für PACAI gesammelt haben, sollen für Abrahan und seine Geschwister Schulsachen, neue Matratzen und ein paar neue Decken gekauft werden.
Abrahan (rechts) und seine Familie mit Flavio und Karina


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