... zu Gast. Mit Flavio kommt man an Orte, die in keinem Reiseführer
stehen. „Habt ihr Lust, mit in den Frauenknast zu kommen?“
Flavio ist in seiner Eigenschaft als österreichischer
Honorarkonsul auch für die Betreuung von Strafgefangenen mit einer europäischen
Staatsbürgerschaft zuständig. Hier im Frauengefängnis von Cuzco sind das in der
Regel junge Mädchen, die sich als Drogenkuriere versucht haben. Die als 19-,
20-Jährige erwischt wurden und die 8 oder 10 Jahre älter wieder nach Hause
dürfen.
Wir fahren also mit Flavio in den Knast. Geben Pässe,
Schlüssel, Mobiltelefone ab, werden gestempelt und nummeriert, durchsucht und
abgetastet. Dann sind wir drin.
Unsere "Eintrittskarten". Fotografieren war in der Anstalt natürlich nicht erlaubt. |
Dort sieht es zunächst aus wie irgendwo sonst in Cuzco. Sieht man
mal von den hohen, Stacheldraht-bewehrten Mauern rundherum ab. Obwohl: so
mancher Busbahnhof sieht ähnlich aus. Allerdings tummeln sich dort nicht so
viele Uniformierte.
Was wir nicht sehen: die Frauen sind wohl in großen Sälen
untergebracht, teilweise mit Kindern (bis 5 Jahre bleiben sie bei ihrer Mutter).
Es findet eine Fiesta statt. Die Insassen haben allerlei
Essen zubereitet – unter anderem eine Pacha Manca. Das ist ein traditionelles
Essen, das in einer Art Erdofen aus Fleisch, Gemüse und Kartoffeln mit Hilfe
heißer Steine zubereitet wird. Natürlich gibt es auch Cuy und andere regionale Leckereien.
Alles wird für wenig Geld verkauft, auch Handarbeiten der Frauen.
Künstler aus Cuzco tragen Lieder vor, alle sind freundlich
zu uns, ob in Uniform oder nicht. Wir sprechen mit jungen Frauen, die schon 2,
4, 7 Jahre ihres Lebens hier verbringen müssen. Mit Wärterinnen, die aufmerksam
alles beobachten und uns neugierig ansprechen.
Wer von den nicht uniformierten Feiernden hier einsitzt, erschließt
sich nicht auf den ersten Blick. Nur bei den Verkäuferinnen an den Ständen kann
man sich da sicher sein. Alles wirkt locker, entspannt – eine ganz normale
Fiesta.
Wir – und die anderen Besucher - dürfen wieder raus, werden
freundlich vom Wachpersonal verabschiedet.
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