Dienstag, 28. April 2015

Im Knast ....



... zu Gast. Mit Flavio kommt man an Orte, die in keinem Reiseführer stehen. „Habt ihr Lust, mit in den Frauenknast zu kommen?“
Flavio ist in seiner Eigenschaft als österreichischer Honorarkonsul auch für die Betreuung von Strafgefangenen mit einer europäischen Staatsbürgerschaft zuständig. Hier im Frauengefängnis von Cuzco sind das in der Regel junge Mädchen, die sich als Drogenkuriere versucht haben. Die als 19-, 20-Jährige erwischt wurden und die 8 oder 10 Jahre älter wieder nach Hause dürfen.
Wir fahren also mit Flavio in den Knast. Geben Pässe, Schlüssel, Mobiltelefone ab, werden gestempelt und nummeriert, durchsucht und abgetastet. Dann sind wir drin. 

Unsere "Eintrittskarten". Fotografieren war in der Anstalt natürlich nicht erlaubt.
Dort sieht es zunächst aus wie irgendwo sonst in Cuzco. Sieht man mal von den hohen, Stacheldraht-bewehrten Mauern rundherum ab. Obwohl: so mancher Busbahnhof sieht ähnlich aus. Allerdings tummeln sich dort nicht so viele Uniformierte.
Was wir nicht sehen: die Frauen sind wohl in großen Sälen untergebracht, teilweise mit Kindern (bis 5 Jahre bleiben sie bei ihrer Mutter).
Es findet eine Fiesta statt. Die Insassen haben allerlei Essen zubereitet – unter anderem eine Pacha Manca. Das ist ein traditionelles Essen, das in einer Art Erdofen aus Fleisch, Gemüse und Kartoffeln mit Hilfe heißer Steine zubereitet wird. Natürlich gibt es auch Cuy und andere regionale Leckereien. Alles wird für wenig Geld verkauft, auch Handarbeiten der Frauen.  
Künstler aus Cuzco tragen Lieder vor, alle sind freundlich zu uns, ob in Uniform oder nicht. Wir sprechen mit jungen Frauen, die schon 2, 4, 7 Jahre ihres Lebens hier verbringen müssen. Mit Wärterinnen, die aufmerksam alles beobachten und uns neugierig ansprechen.
Wer von den nicht uniformierten Feiernden hier einsitzt, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Nur bei den Verkäuferinnen an den Ständen kann man sich da sicher sein. Alles wirkt locker, entspannt – eine ganz normale Fiesta.
Wir – und die anderen Besucher - dürfen wieder raus, werden freundlich vom Wachpersonal verabschiedet.

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