Sonntag, 26. April 2015

Die gestiefelte Katze oder Des Menschen Wille ist sein Himmelreich



Da wir unseren Urlaub ja irgendwie finanzieren müssen – unter anderem solche notwendigen Anschaffungen wie Stiefel, Poncho… haben wir Verträge mit der lokalen Wirtschaft von Cuzco abgeschlossen:
Cuzco-Reisenden empfehlen wir für ihren Schuhkauf die Tienda von Juan Carlos in der Calle San Agustin.  

Dass Edgar zwei Jahre seinem Poncho entgegen geträumt hat, ist hinreichend bekannt. Dass ich vor zwei Jahren schon mit glitzernden Augen vor handgemachten peruanischen Lederstiefeln stand, weiß dagegen kaum wer…


In der Calle San Agustin, unweit von unserer Schule Acupari, reiht sich Schuhgeschäft an Schuhgeschäft. Manche verkaufen nur. Andere fertigen selbst. Vergangene Woche entern Flavio, Edgar und ich einen Schusterladen. Wir kommen mit dem jungen Schuhmacher ins Gespräch, erzählen ihm, was so meine Vorstellungen sind. Er grinst: „Kein Problem. Solche Stiefel mache ich dir bis zum Wochenende.“ Ich denke, ich höre nicht recht. „Solche Stiefel? Mit Lederfutter?“ Klar, meint er. Ich ziehe also meine Schuhe aus, er nimmt Maß auf einem Rechenblock, misst den Wadenumfang. Ich suche mir ein Design aus, schwarzes Wildleder mit leuchtend-bunter „Manta“ (so werden die Stoffe hier genannt). Und weil ich noch „Urlaubsgeld“ aus meiner Geburtstagskasse habe (an dieser Stelle: DANKE an alle!!!), dürfen es gleich noch ein paar rot-bunte Turnschuhe dazu sein. Auch maßgefertigt.
Meine Gefühle sind schwer zu beschreiben: niemals in meinem Leben hatte ich maßangefertigte Schuhe. Und jetzt betrete ich einen Schuhladen, um mir eventuell Stiefel zu kaufen. Und verlasse ihn mit der Vorfreude auf eigens für mich gemachte Stiefel, nicht zu fassen.
Am Sonntag ist die Freude groß: Juan Carlos, so heißt der junge Schuhmacher, hat die guten Stücke fertig. Sie passen wie angegossen. Edgar strahlt (naja, ich bin erleichtert, dass das Thema vom Tisch ist, genau wie das mit dem Poncho). Der Schuster strahlt. Seine Frau strahlt. Die kleine Tochter strahlt. Und ich, ich strahle vermutlich am meisten von allen!

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