Mittwoch, 3. April 2013

Zuhause in Cuzco

"Wohnen in einer Gastfamilie" - wie soll ich mir das vorstellen? Ich kenne die Menschen, die uns erwarten, nicht, sie kennen mich auch nicht. Ob das klappt? Ob ich mich da wohl fühlen kann? Gar "zu Hause"? Lange Rede, kurzer Sinn: JA, ES KLAPPT!
Unsere Gastfamilie, unsere beiden "Eltern", kann man als Glückstreffer bezeichnen - Eltern, die kaum älter sind als wir selbst: Ydalia und Edwin, die beiden Menschen, die uns beeindruckt haben wie zuletzt kaum jemand. Mit ihrer Herzlichkeit, ihrem Takt, ihrem Humor.
An anderer Stelle ist es schon erwähnt: gleich der Empfang durch Edwin am Flughafen gerät sehr herzlich, nicht weniger herzlich empfängt uns Ydalia in der großen Wohnung im 7. Stock mitten in Cuzco.
Diese Herzlichkeit, unmittelbar und unaufgesetzt, wird uns die gesamten Tage dort begegnen. Gepaart mit Geduld, wenn wir auf Spanisch radebrechen. Gepaart mit Humor - unvergessen die gemeinsamen Lachanfälle, wenn Edwin seine Späße macht und Ydalia dazu die Augen rollt. Oder wenn wir wieder mal mit der spanischen Sprache hadern und uns völlig unterirdisch ausdrücken.
Sie helfen uns bei den Hausaufgaben (ja, wir alten Semester haben Hausaufgaben zu erledigen, und nicht zu wenig!). Sie servieren uns wunderbares peruanisches Essen. Sie wollen alles wissen über unser Leben in Deutschland. Sie nehmen uns einfach mit in ihren Alltag, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Sie vermissen uns schon, als wir unseren Wochenendausflug nach Machu Picchu machen. Sie versichern uns, dass sie uns vermissen werden, wenn wir nach zwei Wochen wieder abreisen. Ja, wir werden sie auch vermissen. Die beiden Menschen, die uns eine gehörige Lektion erteilt haben in Herzlichkeit und Gastfreundschaft.
Ydalia y Edwin, muchas gracias por su cordialidad, su hospitalidad. Realmente nos sentimos en casa para usted. Tal vez su y nuestro deseo cumplido y nos vuelven a Cuzco.
Wir mit unseren "Eltern" (Con nuestros padres)

Montag, 1. April 2013

Essen in Peru

Es hat etwas länger gedauert - der Alltag hat uns doch schnell eingeholt. Aber wir bleiben dran, arbeiten unsere Notizen auf. Jetzt also zum Thema "Essen".

Zu diesem Thema fällt den meisten Menschen sofort ein Stichwort ein: Meerschweinchen (Cuy). Dabei ist, was Nahrungsmittel betrifft, Peru ein Land der Superlativen. Wer weiß schon, dass es in Peru, das als Ursprungsland der Kartoffel gilt, alleine mehr als 3000 endemische (also nur in Peru heimische) Sorten gibt? Von weltweit 5000 Sorten. Es kann also niemand behaupten: „Langweilig, hier gibt‘s immer nur Kartoffeln als Beilage!“ Ganz abgesehen davon: sie schmecken. Wer also gerne Kartoffeln isst: auf nach Peru!
Die hier servierten Papas fritas haben nichts gemein mit den bei uns auf den Tisch kommenden, zumeist vorher tiefgefrorenen Pommes Frites. Wie überhaupt „Convenience“ zwar kein Fremdwort ist – aber wozu? In den zahlreichen Märkten, an fast jeder Strassenecke, gibt es eine Vielfalt von (frischen) Früchten, wie wir sie in Deutschland bestenfalls aus dem Feinkostgeschäft kennen. Und zwar wirklich reife Früchte, nicht in einer giftigen Gaswolke auf dem Transport nach Europa gereifte. Bananen, Papayas, Ananas – schon mal gegessen? Glaubt ihr.
Ähnliches gilt für Gemüsesorten. Avocados zum Beispiel, Chilis (Aji), Tomaten, Choclo (Mais). Apropos Mais – ist ja eigentlich kein Gemüse. Wieviel Sorten gibt’s in Europa? In Peru ca. 50, die meisten weltweit. Bei der hier gängigsten Sorte, dem „Cuzco Gigante“, würde man in Deutschland vermuten, dass sie neben einem Atomkraftwerk gezogen wurde. Und aus „Maiz Morada“, einer lila Maissorte, wird die hier sehr beliebte „Chicha Morada“, eine wohlschmeckende Maislimonade, gekocht. Vom Genuss des Chicha, eine Art Maisbiersorte, haben wir allerdings nach diversen Warnungen, was das mit unsere Verdauung anstellen könnte, abgesehen.
Vorher . . . 
Das Fleisch – das hier in der Regel in Riesenportionen auf den Tisch kommt – ist eher mager und deutlich kräftiger im Geschmack, als wir das kennen. Im Rohzustand sieht man es oft am Straßenrand: Rinder, Schweine, Alpakas. Kleinvieh – Hühner und Meerschweinchen – werden hinter Mauern gehalten, getrennt von den Autos. Es soll wohl auch so etwas wie Mastbetriebe geben, gesehen haben wir sie nicht, die Tiere werden überwiegend auf Weiden groß. Sie sind eher klein und sehen ihren wilden Vorfahren ähnlicher als den europäischen Haustier-Rassen. Und wenn ein Schwein tatsächlich mal rosa ist, hat es dafür einen Pelz wie ein Wildschwein.

... und nachher.
Wer etwas essen will, muss dazu nicht unbedingt in ein Restaurant gehen. Entlang der Strassen gibt es überall Verkaufsstände, die nicht nur Getränke und Süßigkeiten verkaufen, sondern frittierte Yuccas, Brötchen mit Avocadocreme und Rocoto-Salsa, Würstchen im Waffelteig, gegarte Maiskolben, Tamales (Maismehlteig mit Fleisch oder Käse, in Maisblättern gegart), frische Tuna (Kaktusfeigen), frische Ananas ….

Wir haben während unseres Aufenthaltes nicht nur das Glück, dass Flavio uns mitunter in sehr landestypische Restaurants führt. Auch in unserer Gastfamilie – nachdem man uns gefragt hatte – wird „peruanisch“ gekocht. Das betrifft allerdings auch die Größe der Portionen.
Ydalia und Edwin bereiten eine "Früchte-Imbiss" vor.

Montag, 11. März 2013

Abschied



Am Tag der Abreise nach Lima - von dort werden wir am gleichen Tag den Heimflug nach Europa antreten - scheint wieder die Sonne. Der Misti lässt sich wieder nicht blicken. Wir frühstücken wieder im Freien, dann geht’s zum Flughafen. 

Auf dem Flug von Arequipa nach Lima

Um die Mittagszeit sind wir in Lima. Schwüle 27 Grad empfangen uns, als wir das Freie betreten. Wir überlegen uns kurz, ob wir noch mal an den Pazifik fahren. Die hohen Preise für die Gepäckaufbewahrung schrecken uns ab.
Also verbringen wir die Zeit bis zur Gepäckaufgabe mit Katrin in einem Flughafen-Cafe, danach mit Leute beglotzen, lästern und schwätzen. Immerhin wird es das letzte Mal für weitere 6 Monate sein, dass wir mit Katrin so direkt zusammen sein können. 

Auf dem Flughafen von Lima
Vor drei Wochen kamen wir in einem uns fremden Land an. Bestaunten die Menschen hier, wurden selbst bestaunt. Jetzt wirkt alles so vertraut. Die drei Wochen gingen gar nicht so schnell vorbei. Wir haben viel unternommen,, viel gesehen, viel gelernt. Jetzt überlegen wir, wann wir wieder nach Peru fahren, was wir dann machen, wohin wir fahren, was wir sehen wollen. Vielleicht doch noch den Poncho kaufen? Noch mal nach Machu Picchu? In den Dschungel? Eine Motorradtour? Dabei sind wir noch gar nicht fort.

Wir sind gespannt, wie Deutschland jetzt auf uns wirkt. Was hat sich für uns verändert, nach dem wir drei Wochen nicht nur Urlaub in einem Land gemacht haben, sondern auch ein Stück mit den Menschen hier gelebt haben.  Ein Land, das sehr verschieden von Deutschland ist, ganz andere Standards und Werte hat. Ganz zu schweigen von den Äußerlichkeiten.

Es wird auf jeden Fall eine "Nachlese" geben. So viele Dinge, Themen, die wir uns notiert haben, haben wir aus Zeitmangel  . . .  Quatsch, wir hatten besseres zu tun. Wir werden noch darüber berichten.

Dienstag, 5. März 2013

Arequipa

Das kleine Paradies
Wir sitzen beim Frühstück auf der Terrasse in der Sonne, vor den Blüten einer baumartigen Pflanze, die zuhause nur Balkonkastenformat erreicht, schwirren Kolibris. Ein kleines Paradies, immerhin noch auf 2300 m Höhe. Neidisch? Zu Recht! „La Casa de mi Abuela“ - eine Empfehlung einer von Katrins „Freiwilligen“-Kollegen in Arequipa - ist eine kleine Oase in der ansonsten gewohnt lauten zweitgrößten Stadt Perus im Schatten des Vulkans Misti.

Unsere „Flucht“ aus Puno hat sich gelohnt. Im Bus waren wir auf wohl die einzigen Nicht-Peruaner, auf jeden Fall die einzigen hellhäutigen Passagiere. Die etwa 6 Stunden dauernde Fahrt – übrigens scheint fast die ganze Zeit wieder die Sonne - führt uns durch eine neue Variation der uns immer wieder begeisternden peruanischen Landschaft. Wieder geht es zwischen grünen 4 – 5000ern auf einer Hochebene entlang, diesmal durchsetzt von zwischen grünen Kuppen eingebetteten Seen, mäandernden Bächen und wie von Menschenhand geformten Felsformationen. Stellenweise nimmt die Landschaft steppen-, fast wüstenartige Züge an. Die weidenden Herden bestehen nun fast ausschließlich aus Alpakas, selten einmal ist eine Rinder- oder Schafherde zu sehen. Dazwischen auch ein paar wildlebende Vikunjas mit ihrem kurzen, hellbraunen Fell und den zierlichen Köpfen. Am Straßenrand immer wieder Raubvögel und gänseartiges Federvieh – aber auch abertausende von Plastikflaschen.

Auf der Fahrt von Puno nach Arequipa

Je näher wir Arequipa kommen, desto höher – zumindest aus unserer Perspektive – ragen die schneebedeckten, bis 6075 m hohen Gipfel auf.
Was wir leider nicht zu sehen bekommen: den Condor. Dafür auf den Bordfernsehern die lautstarke spanische Fassung einer uns unbekannten Spiderman-Version. Die meisten Mitreisenden stören sich nicht daran und schlafen trotzdem. Wir schauen aus dem Fenster.
Etwa eine Stunde vor Arequipa verschwindet die Welt in einer tiefhängenden Wolke. Rechts und links sind meist kaum die Straßenränder zu erkennen. Trotzdem verringert der Bus sein Tempo nicht. Als wir dann die letzte Strecke bis zur Stadt wieder etwas Sicht haben, befinden wir uns an den Hängen einer Schlucht, die uns das als sehr mutig empfinden lässt.
Die Randbezirke von Arequipa sind dann wieder sehr „lateinamerikanisch“, ebenso wie der Busbahnhof. Als uns dann das Taxi am Hotel absetzt, betreten wir das kleines Paradies.      
„Seit ich denken kann, war ich stets dagegen, in der kalten Jahreszeit in die Sonne zu fahren. Immer habe ich argumentiert, die Jahreszeiten wolle ich als typisch erleben! Wie überrascht bin ich, nach dem ungemütlichen Wetter von Puno hier in Arequipa unversehens ein wenig Sommer zu erleben: ich spaziere Anfang März in hochgekrempelten Jeans und Sandalen durch die Stadt. Und genieße die Wärme. Kurz erwäge ich, morgen den Flieger zu verpassen und mich vorerst in diesem wunderbaren Hotel einzunisten... Ich werde natürlich heim fliegen, ins kalte Deutschland. Und ich werde was von dieser Oase in meinem Herzen mitnehmen, versprochen.“
Iglesia de Cayma
Was wir in Arequipa nicht zu sehen bekommen: den Vulkan Misti. Er verbirgt sich im Nebel.
Am plaza principal del poblado de Cayma

Montag, 4. März 2013

Am Titicaca-See

Eins ist Puno nicht: eine schöne Stadt. Zumindest konnten wir diese Seite noch nicht entdecken. Katrin sagt: "Es ist eine typische lateinamerikanische Sta dt".  Aber Puno liegt am Titicaca-See. Unseren ersten Ausflug ans Ufer machen wir zu Fuß, gehen auf der Pier spazieren. Hier befindet sich ein großer Mercado Artesenal und daneben - eine Restaurant-"Kette". Lauter etwa 5x5m große Abteile, jedes dieser Abteile ist ein eigenes Restaurant. Überwiegend besucht von Einheimischen, dementsprechend groß sind - wie anscheinenden überall in Peru - die Portionen.
Am Ende des Piers der Anlegesteg für die Ausflugsboote.
Eine Restaurantkette im wahrsten Sinne des Wortes

Der Titicaca-See vom Pier aus
"Ich werde angesprochen, 'Disculpa, una fotografia, por favor?', fragt mich eine junge Frau. Ich will ihr den Fotoapparat abnehmen, um ein Foto von ihr, ihrem Mann und ihrem etwa 6 Monate alten Kind zu machen. 'No, no', und sie bedeutet mir, mich neben Mann und Kind zu stellen. Erstaunt frage ich nach, 'si, si', bekomme ich als Antwort. Also stelle ich mich neben ihren Mann - der ist etwa 2 Kopf kleiner als ich - , lege ihm den Arm um die Schulter, nehme die Hand des Kindes und lächle in die Kamera. 'Muchas Gracias', entfernen sie sich freundlich lächelnd. Ich bin eine Sehenswürdigkeit!"

Später, beim Bummeln durch die Stadt, entdecken wir noch die eine oder andere schöne Ecke. Und die Menschen hier sind freundlich, lachen viel.

Schnee in Puno
Nachts ist dann wieder Regenzeit. Ziemlich heftig diesmal, die Strasse vor unserem Hotel verwandelt sich in einen Bach. Ob das was wird mit dem Ausflug auf den See? Hoffentlich gibt es die Strasse nach Arequipa noch, schließlich wollen wir von dort nach Lima zurückfliegen!
Morgens liegt Schnee auf dem Bürgersteig und den parkenden Autos. Der Regen verwandelt sich in ein heftiges Gewitter, es kommt zu einem kurzen Stromausfall. Im Frühstücksraum steht Wasser, aber nur 'un poquito', wie uns Hotelangestellte beruhigen. Auf den Straßen wissen nasse Schulkinder in Schuluniform ohne Regenschutz nicht, wie sie 'ans andere Ufer' kommen sollen. 

"Ob dieser Ausflug nach Puno umsonst und überflüssig war? Nö, finde ich nicht. Erstens war die Fahrt dahin wunderschön. Zweitens haben wir ja immerhin am Ufer des heiligen Sees gestanden, das ist doch schon mal was. Drittens haben wir drei uns so gut verstanden, richtig harmonisch. Und viertens kam bei diesen etwas ungemütlichen Temperaturen mein neuer Alpaca-Pulli, gedacht für den nächsten Winter, ganz groß 'raus. Und jetzt: auf zu neuen Abenteuern..."

Wir werden wohl unsere Abreise nach Arequipa vorziehen und nicht erst in der Nacht fahren. 
 

Sonntag, 3. März 2013

Cuzco - Puno

Nach einem herzlichen Abschied von Ydalia und Edwin bringt uns das Taxi zum Busbahnhof und es geht - jetzt zu dritt, mit Katrin - los, Richtung Titicaca-See, nach Puno.
Wir haben uns für eine Bustour entschieden, die neben einem Mittagessen und freien Getränken auch die Besichtigung verschiedener Sehenswürdigkeiten beinhaltet: neben der Kirche in Andahualillas (in der wir mit Flavio bereits waren) noch den Inka-Tempel Wlracocha bei Raqchi und das Museum in Pukara mit Kunst aus der Vor-Inka-Zeit.

Marita erklärt -
nicht nur in Spanisch und Englisch
Das beste an den Führungen ist Marita. Marita ist die Reiseleiterin, die uns mit viel Enthusiasmus, Witz und Körpereinsatz die Kultur und Geschichte ihres Heimatlandes nahe bringt. Für viel Vergnügen - vor allem bei den weiblichen Teilnehmern - sorgte ihre Präsentation von steinernen Riesenpenissen in Pukara: "... für jeden was passendes dabei".
2 Damen mit Alpaka
Am La Raya
Die Busfahrt führt uns wieder durch die nun schon bekannte bergige, grüne Landschaft. Trotz der Müdigkeit - wir sind um halb sechs aufgestanden - fällt es uns schwer, die Augen zuzumachen. Auf dem Pass La Raya haben wir den höchsten Punkt unserer Reise erreicht: 4335 m über dem Meeresspiegel. Danach geht die Reise weiter durch eine Hochebene, die Berge sind etwas abgerückt, wir bleiben auf auf 3900 m.
 Rechts und links immer wieder Herden von Alpakas, Rindern und Schafen, einzelne Weiler aus Lehmziegeln, oft noch mit Stroh gedeckt. Unter die Berggipfel mischt sich der eine oder andere schneebedeckte mit bis zu 5200 m Höhe. Hin und wieder ein kleiner Friedhof am Strassenrand, seltener jetzt Kartoffelfelder, Mais taucht in dieser Höhe überhaupt nicht mehr auf.
Altiplano mit Friedhof
Während wir überwiegend im Sonnenschein fahren, hängen über den Bergen oft dicke Gewitterwolken. Fast sieht es aus, als würde der Himmel die Erde berühren. Hin und wieder zucken Blitze aus den Wolken in Richtung der Berge.  
Als dann die Randbezirke von Juliaca auftauchen, ist das eine ziemliche Ernüchterung nach dieser fast mythischen Landschaft. Unverputzte Häuser aus Betonrahmen mit Ziegelfüllungen und sichtbaren Resten der Stahlarmierung, der bekannt dichte Verkehr und viel Industrie, empfinden wir nach der Stille und Weite des Altiplano als beinahe grausam.
Weiter geht's nach Puno. Auf der hügeligen Straße dorthin erblicken wir erstmals den Titicaca-See, den heiligen See der Inka, dem sie ihrer Schöpfungsgeschichte nach entstammen. Allerdings sehen diese Teile eher nach Sumpf als nach See aus, es handelt sich überwiegend um Schilf. Den eigentlichen See erblicken wir von den höher gelegenen Randbezirken Punos aus. Wir sind gespannt, wie er sich uns in den nächsten Tagen präsentieren wird.
Und wir vermissen Cuzco.
 

Freitag, 1. März 2013

Abschied von Cuzco

Unsere Zeit in Cuzco geht zu Ende. Über die ursprünglich geplanten 2 Wochen hinaus haben wir noch um einen Tag verlängert, um ordentlich Abschied nehmen zu können. Nach zwei Wochen Spanisch-Unterricht, vielen Ausflügen, Begegnungen mit unseren Tandem-Partnern (näheres dazu unter www.acupari.de) und anderen Menschen aus Peru und dem Rest der Welt, fällt es uns nicht leicht, hier weg zu gehen. Was uns sicher fehlen wird: der Blick auf die Berge rund um Cuzco, deren faszinierenden Grüntöne, selten ohne, meistens mit Wolken.   
Ein letzter Gang durch die Stadt – wie fremd war sie uns noch vor 2 Wochen, wie vertraut ist sie uns heute. Und wieviel haben wir noch gar nicht gesehen.
Ein letzter Besuch im Kulturinstitut Acupari – der viel länger dauert, als vorgesehen.
An dieser Stelle: Muchas Gracias a nuestra profesora Karina, especialmente para las leciones de la gramatica espanola y tu pacencia, gracias a Margarita, Ruth, la profesora Mauge y las otras personas de Acupari, gracias por todo.
Auf dem für uns letzten Heimweg über die Avenida de Sol haben wir noch ein besonderes Erlebnis: auf dem Rasen vor dem ehemaligen Sonnentempel der Inka, Qorikancha, kniet eine Gruppe von etwa 10 Männern im Kreis, traditionell in Poncho und Chullo gekleidet, und singt. Ungeachtet des Verkehrslärms, halten sie, umgeben von einem Kreis andächtig lauschender Zuschauer, ein altes indianisches Schamanenritual ab.
Adios, Cuzco

Vollmond über Cuzco
P.S.: Wir reisen jetzt weiter nach Puno am Titicacasee. Wann und ob wir wieder Internet-Zugriff haben werden, wissen wir nicht. Es könnte also etwas dauern, bis hier wieder etwas Neues steht. 





Flavio

Wenn jemand eine persönliche Erwähnung verdient hat – ganz abgesehen natürlich von Ydalia und Edwin, unseren Gasteltern – dann er: zusammen mit seiner Frau ist Flavio Leiter der Sprachschule – oder besser: des deutsch-peruanischen Kulturinstituts – Acupari in Cuzco, außerdem österreichischer Honorarkonsul. Und während unseres Aufenthaltes hier in Cuzco unser ganz persönlicher Reiseführer. Sozusagen das "Outdoor" an unserem Sprachkurs.
Mit Flavio in Saqsayhuaman ...
Von Flavio erfahren wir nicht nur viel Wissenswertes über die peruanische Geschichte – die natürlich in erster Linie die Geschichte der Inkas ist. Er führt uns im Auto die peruanische Musik vor, bis hin zum gemeinsamen Mitsingen. Er führt uns in Lokale, die wir alleine nie besucht hätten. Diskutiert mit uns die globale Lage im Allgemeinen und die regionale im Besonderen (Achtung Berlin: hier ist ein Internationaler Großflughafen geplant, mitten auf einer der schönsten und fruchtbarsten Hochebenen, die wir gesehen haben).
... und in Tipon ...
Soweit die Fakten. Das sagt aber noch nichts über Flavio selbst. Wir wollen ihn jetzt nicht in Verlegenheit bringen und schreiben, dass er ein ungewöhnlich großherziger, humorvoller, sympathischer und liebevoller Mensch mit einem großen Wissenschatz ist, den er gerne mit uns teilt. Selbst Peruaner sagen über ihn, dass er für einen Peruaner . . . aber wir wollen ihn ja nicht in Verlegenheit bringen!

Muchas Gracias, Flavio, por unos momentos divertidos y inolvidables!
... bei der Autoreparatur ...

... und beim Mittagessen am Strassenrand.

Mittwoch, 27. Februar 2013

Atahualpas Rache

Wenn einen eine heftige Magenverstimmung anfällt, mit allem was dazugehört, gibt es dafür das geflügelte Wort „Montezumas Rache“ - nun war Montezuma der letzte Aztekenherrscher aus Mexico. Wir sind aber hier in Peru, im Land des letzten Inka, also muss es für hier heißen „Atahualpas Rache“.
Ich hatte schon viel gehört von den Magenproblemen, die Europäer in Lateinamerika kriegen. Und ich war völlig sicher, dass ich davon verschont bleibe. Und dann: in der Nacht nach unserer Rückkehr aus Machu Picchu wache ich gegen 2:30 auf, weiß nicht, wo oben und unten ist, fühle mich wie seekrank, mir ist sturzschlecht, gleichzeitig habe ich heftigste Bauchschmerzen. Mist! Mist! Mist! So was kriege ich nie!!! 
Es beginnt eine quälende Dauerwanderung vom Bett ins Bad und zurück und immer so weiter...

Den folgenden Tag hätte ich nicht gebraucht, ich stehe völlig neben mir, schnattere vor innerer Kälte, der Spanisch-Unterricht rauscht nur so an mir vorbei. Ein Blick in den Spiegel bestätigt, warum sich alle um mich Sorgen machen: ich sehe aus wie frisch ausgespuckt... Mittags lasse ich Urlaub Urlaub sein und rolle mich mit der Wärmflasche ins Bett.
Nach etwa 16 Stunden Schlaf und dank kleiner peruanischer 'Tabletas' bleibt nur noch ein kleines Bauchzwicken zurück – Peru und der Urlaub haben mich wieder. Hurra!
Man sagt, es sei immer gut, den Göttern Opfer darzubringen. Edgar hat das in Machu Picchu getan – und ich habe darüber gegrinst. Das habe ich davon: Atahualpas Rache!

Machu Picchu (2): Vor Ort

Was soll man über Machu Picchu schreiben, was nicht andere schon viel besser geschrieben haben? Welche Fotos zeigen, wo es doch im Internet, in Büchern, so viel bessere gibt. Denkt euch ein persönliches Superlativ aus (bitte nicht 'supi'!). Nennt es überwältigend, grandios, faszinierend, unglaublich: es ist so!

Unser Tag im Schnelldurchlauf:
4:00 Uhr Aufstehen
4:30 Uhr Frühstück
5:15 Uhr Abmarsch zur Bushaltestelle, wir wollen mit dem ersten Bus hinauf
5:20 Uhr Ha ha – ca. 150 bis 200 Leute warten schon dort
5:42 Uhr Abfahrt mit dem 5. oder 6. Bus – dachten wir. Aber ca. 10 bereits leere Busse kommen uns unterwegs schon wieder entgegen. Unterwegs überholen wir etliche Gruppen, die zu Fuss aufsteigen
6:05 Uhr wir sind am Eingang. Von dort sieht man noch nichts vom eigentlichen Ort. In 20 Minuten soll unsere Führung beginnen
6:20 Uhr Die ersten Schritte hinein – eine Fototapete wird Realität.



Ein morgendlicher Blick auf die "Stadt in den Wolken"
Machu Picchu macht seinem Beinamen, „Stadt in den Wolken“, alle Ehre. Zunächst hängen die Wolkenschleier noch im Tal, winden sich um die Füße der Berge. Nach und nach ziehen sie höher, der Huana Picchu wird verhüllt. Den Machu Picchu, nach dem der Ort benannt ist, haben wir noch gar nicht gesehen
6:30 Uhr Unsere Führung ist eine Enttäuschung – der Guide spricht schlechter Englisch als wir Spanisch. Dank Flavio kennen wir aber die wichtigsten Zusammenhänge, den Rest aus Büchern.
8:00 Uhr Die Führung ist zu Ende, wir ziehen auf eigene Faust los, erkunden zunächst Teile der eigentlichen Stadt. Mittlerweile scheint die Sonne, die Wolken haben sich in die Berge rundherum verzogen
Blick vom Sonnentor
9:30 Uhr Wir machen uns auf den Weg zum Intipunko, dem Sonnentor, ca. 45 Minuten ausserhalb der Stadt. Es ist das Ende bzw. der Anfang des Inka Trails und bietet einen traumhaften Blick auf fast die gesamte Anlage:
"Der Weg dorthin gibt einen Vorgeschmack darauf, wie der Trail selbst ist – für mich, der ich nicht schwindelfrei bin, ist diese Option, Machu Picchu irgendwann einmal vielleicht auf diesem Weg zu erreichen, damit wohl keine mehr."
Angesichts der Höhe und der zunehmenden Hitze ein anstrengender Ausflug. Dafür werden wir mit immer neuen Perspektiven auf die Stadt und die Umgebung belohnt. Was ist schöner? Die Stadt, eingebettet zwischen den Bergen? Der Ausblick auf die Berge rundherum?
11:30 Zurück in der Stadt, die am Morgen vermissten Lamas sind jetzt endlich auch da, zum Vergnügen der Touristen. Damit auch zu unserem.
Wir machen jetzt noch einmal einen ausführlicheren Rundgang, speziell auf der bisher vernachlässigten westlichen Seite. Aufstiege auf Huana Picchu oder Machu Picchu haben wir nicht vorgesehen, da wir befürchten, dass neben der benötigten Kondition auch Schwindelfreiheit erforderlich ist.
Egal, wo wir uns befinden, wir entdecken immer neue Perspektiven, immer neue Objekte des Staunens und der Bewunderung 
14:00 Uhr Die Beine tun weh, die Sonne sticht, wir sind müde. Es gibt kaum eine Strecke hier oben, wo wir nicht Treppen hinab oder hinauf steigen müssen. Und obwohl die Inkas wohl eher nicht groß gewachsen waren, sind die Stufen zwar für große Füße oft zu klein, aber selbst für lange Beine meist recht hoch. Wir begeben uns also zum Ausgang.
Nein, das ist keine Fototapete! Wir stehen in der Nähe des "Observatoriums" etwa in der Mitte der Stadt, hinter uns der nördliche Teil mit dem Huayna Picchu

Es fällt uns schwer, uns von diesem Ort zu lösen. Immer wieder bleiben wir stehen, setzen uns noch mal, um die Bilder von hier, den Eindruck, auf- und mitzunehmen. Die vielen Fotos, die wir gemacht haben, werden dafür nicht reichen.

Die Berichte über Machu Picchu, die Bilder davon, egal wie gut, können das Erlebnis dieses magischen Ortes nicht ersetzen!

Montag, 25. Februar 2013

Intermezzo: Ich will einen Poncho!

Es gibt sie in allen Farben und Mustern. Und ich will einen haben! Albern, was? Ungefähr so originell wie ein Japaner in Lederhosen in München.
Was soll ein Mitteleuropäer, 1,95m groß, mit einem Poncho? Falls es überhaupt einen passenden gäbe. Selbst in meiner wildesten Hippie-Phase bin ich nicht über Jeans mit Schlag und Batik-T-Shirts hinausgekommen. Und jetzt stehe ich bei jeder Gelegenheit vor diesen bunten Stoffdecken mit Schlitz in der Mitte und fände es klasse, einen zu haben. Stelle mir vor, mich in der Morgenkühle in einem Inkatempel sitzend in den Poncho – vielleicht in den Eintracht-Farben rot-schwarz, oder in leuchtenden Orange-Tönen? - zu wickeln und über die Berge hinweg zu schauen, dem Flug des Condor folgend... Wow – Karl May lässt grüßen! Auf unserer Terrasse zuhause, im Herbst am Feuerkorb sitzend, ist da schon realistischer. 

Ich werde es wohl lassen. Mir keinen kaufen. Was soll ich damit? Den würde ich eh nie wieder tragen. Aber schön sind sie doch. Und warm . . .  und wasserdicht . . . 


"Muss ich das kommentieren? Mein Liebster in einem bunten Poncho... Nachdem die Leute hier in schon für einen nordamerikanischen Apachen gehalten haben, fehlt das gerade noch!"             

Machu Picchu (1): Durchs Heilige Tal

Da wir nur ein Wochenende Zeit haben, um Machu Picchu zu besuchen, haben wir uns durch Acupari ein Programm für 2 Tage zusammenstellen lassen.
Am Samstag werden wir pünktlich um 8 Uhr in unserer Wohnung abgeholt und zur Bushaltestelle gebracht.
"Apropos pünktlich: wieso heißt es eigentlich immer, in Peru herrscht eine andere Zeitvorstellung? Bisher haben wir davon nichts gemerkt, vom Flug Lima - Cuzco mal abgesehen."
Mit dem Bus geht es in Richtung Valle Sagrado. Wir schrauben uns, an den bereits besuchten Inka-Stätten Saqsayhuaman, Q'enqo, Pukapukara und Tambomachay vorbei,  auf fast 4000 Meter Höhe, bevor es wieder abwärts, auf 2800 m, nach Pisac geht.
In Pisac geht es zuerst auf den „ständigen“ Markt mit den bekannten kunsthandwerklichen Angeboten für Touristen. Der „große“ Markt, für den der Ort berühmt ist, findet sonntags statt – aber da sind wir ja woanders. Anschließend geht es zu den Ruinen des alten Inka-Ortes Pisac.
Mittagessen gibt es in Urubamba, der wichtigsten Stadt im gleichnamigen Tal des gleichnamigen Flusses. Das Mittagsbuffet enthält ausschließlich einheimische Speisen. Kein Cuy, kein Alpaka, aber sonst alles, was es hier so gibt.

Hier, und auch unterwegs, begegnen uns die MotoKars: das sind eine Art Rikscha mit Motorrädern an Stelle der Fahrräder. Zumeist phantasievoll bemalt, sind sie als Taxis oder auch ganz normales Transportmittel im Einsatz.

Die Busfahrt führt uns durch eine fruchtbare und wunderschöne Landschaft, die einstige Kornkammer der Inkas, die auch heute noch ein Zentrum vor allem für den Maisanbau ist. Wir fahren an zumeist mit dunkelbraunen Lehmziegeln – auch neu - errichteten Häuschen vorbei, teilweise in der traditionellen Bauweise mit trapezförmigen Fenstern erbaut. Dazwischen immer wieder Maisfelder, Maisfelder, Maisfelder, oft begrenzt von Opuntien-Hecken, gleichzeitig mit Blüten und reifen Früchten besetzt. Wir sehen Yuccas mit meterhohen Blüten, dazwischen baumstarke Blütenstängel verblühter Agaven, immer wieder Kühe und Schweine, freilaufend am Straßenrand.
Blick vom "heiligen Bezirk" in Ollantaytambo ins Tal des Urubamba
"Die Berge rundherum haben nichts von der Schroffheit beispielsweise der Alpen, sie präsentieren sich bis zum Gipfel in allen möglichen Grüntönen, ähneln liegenden Göttern. Warum auch nicht, im 'heiligen Tal'?"
Feldarbeit in Ollantaytambo
Weiter geht’s nach Ollantaytambo, einer weiteren Inkastadt, in der sich auch die Bahnstation befindet, von der wir nach Aguas Calientes/Machu Picchu weiter fahren werden. Nach der Besichtigung der Ruinen – an deren Rand beobachten wir einen Bauern, der sein kleines Feld mit zwei vor einen Holzpflug gespannten Ochsen bearbeitet - laufen wir zum Bahnhof, wo wir den Zug nehmen.
Unser Zug nach Machu Picchu
Der Zug der „Inca Rail“, voll besetzt, fährt entlang des Flusses zunächst noch durch ein weites Tal, das sich dann immer weiter verengt. Der Urubamba ist vom mitgeführten Schlamm, u.a. der vielen Erdrutsche der letzten Wochen, braun gefärbt. Er wälzt sich mal breit in seinem Bett, mal stürzt und wirbelt er über die Stromschnellen der von ihm geschaffenen Schlucht in Richtung Amazonas.
Je näher wir unserem Ziel kommen, desto enger wird das Tal. Hoch ragen die grünen Berge über uns auf, zwischen denen der Fluss hindurch strömt, die Umgebung nimmt immer tropischere Züge an. Bromelien sitzen auf den Bäumen, krallen sich in die Felsen. Kaum, dass wir uns Zeit für den hier servierten wunderbaren, peruanischen Bio-Kaffee nehmen, um auch ja keinen Blick nach draußen zu versäumen.
Es dämmert, als wir in Aguas Calientes auf 2100 m Höhe eintreffen. Wir checken kurz im Hostal ein, bevor wir noch einmal durch den Ort selbst streifen. Dieser hat so gar nichts von der Magie der hinter uns liegenden Fahrt, geschweige denn des Ortes, den wir am nächsten Morgen besuchen wollen. Er ist komplett auf die Tagestouristen eingestellt, die hier überwiegen.

Nur der Mond, der fast voll über einem der umliegenden Berge steht, hält das Versprechen aufrecht.

Freitag, 22. Februar 2013

Und jetzt: das Wetter

In Cuzco ist Regenzeit. Das heißt, dass es jederzeit regnen kann. Aber nicht muss.
Bisher hat sich das Wetter wunderbar nach unseren Plänen gerichtet. Nachts hat es teilweise so geschüttet, dass sich einzelne Strassen in Bäche verwandelten. Die meisten dieser Strassen sind aber, bereits von den Inka, dafür konstruiert und verkraften das problemlos. Höchstens das eine oder andere "modernere" Haus muss da mal etwas Wasser schlucken.
Wenn wir unsere Ausflüge machen, scheint meist die Sonne, bestenfalls mischen sich ein paar Regentropfen darunter.  Das ist nicht ganz ungefährlich, da man sich in dieser Höhe bei mittags nahezu senkrecht stehender Sonne schnell einen Sonnenbrand fängt. Ist auch schon passiert - ging aber glimpflich ab.  Mittendrin gibt es immer wieder mal einen Schauer oder ein kurzes Gewitter. Seltsamerweise dann, wenn wir gerade beim Cuy-Essen oder in einem Museum sind.
Genauso wechselhaft sind die Temperaturen. Bis zu 20° Celsius sind möglich, die sinken abends aber ziemlich ab, obwohl wir auch schon "laue" Sommerabende hatten. Wir schleppen also immer jede Menge Klamotten mit uns 'rum, um für alle Fälle gewappnet zu sein.
"Die Häuser hier sind im Übrigen nicht geheizt - ich in froh, dass ich meine Wärmflasche dabei habe. Danke, Katrin, für den Tipp! Ich bin von anderen Acupari-Schülern schon darum beneidet worden!" 

Donnerstag, 21. Februar 2013

Strassenkonzert

Jedes Auto, egal wie klein, egal wie alt, hat eine Hupe. Jeder Polizist – zumindest jeder an einer Kreuzung postierte der „Policia Transito“ (häufig handelt es sich dabei um Frauen) oder der „Policia Nacional“ - in der Nähe wichtiger Touristenattraktionen kommt noch die „Policia Tourismo“, mitunter noch die örtliche Ordnungspolizei dazu - hat eine Trillerpfeife. Beides will genutzt sein. In Cuzco wird beides reichlich genutzt. Warum und wofür, was die einzelnen Tonfolgen und Rhythmen bedeuten sollen, erschließt sich uns nur langsam. Selbst wenn weder ein Auto noch ein Fußgänger sich in der Nähe des von einer Polizistin bewachten Fußgängerüberweges an der Plaza de Arma befinden – es wird getrilllert. Mitunter klingt es fast nach einem Code. Und gehupt wird sowie so fast immer. Vielleicht doch ein Konzert? Dafür spricht auch, dass nicht einfach nur gehupt wird, und dass manche Hupen dem Sound eines Science-Fiction-Films ähneln.

An vielbefahrenen Kreuzungen dirigieren bis zu 5 Polizisten in der Hauptverkehrszeit den Verkehr – mit viel Lungeneinsatz. Die Autos halten mittels Hupe dagegen, mitunter scheinen sie sogar den getrillerten Anweisungen nebst Handzeichen zu folgen. Zumindest wenn es „Vorwärts!“ heißt. Die Fußgänger versuchen zumeist ihr Glück trotzdem auf eigene Faust. Selbst wenn sie „Grün“ haben, heißt das noch lange nicht, dass die Autos ihnen den Vorrang geben, abbiegende schon gar nicht. Also kann man es auch bei „Rot“ versuchen. Auch schon mal zusammen mit einer der Polizistinnen.

Trotz dieses scheinbaren Chaos: wir konnten bisher noch keinen einzigen Unfall beobachten.
 

Cuy: Wir haben es getan!


Eine der häufigsten Fragen und meistdiskutierten Themen vor unserer Abreise war: werdet ihr auch Meerschweinchen (in Peru: "Cuy") essen?
Klare Antwort: mal schau'n. Alles weitere: siehe oben.
"Ja, ich mag Meerschweinchen. Sie sind niedlich und kuschelig und freundlich. Ich mag übrigens auch Schweine, sie sind klug und lustig und sehr kommunikativ. Und ich mag Kühe – wenn sie mich mit ihren braunen Augen ansehen, wird mir ganz warm ums Herz. Also: wie die letztgenannten Tierarten schmecken, weiß ich. Ich bin nämlich keine Vegetarierin (würde aber auch nicht jedes Tier der Schöpfung probieren wollen...). Aber ein Cuy muss hier in Peru einfach sein.“
Nach einem Besuch in Tipon, einer antiken Agrarversuchsanstalt der Inkas, gehen wir mit einer Gruppe Acupari*-Schüler, geführt von Flavio, einem der Leiter der Schule, in eine Cuyeria.
Immerhin 4 der 11 Schüler trauen sich (nicht gezählt: Flavio und sein Sohn Felix), darunter wir beide – allerdings teilen wir uns eins. Zwei, drei weitere probieren.
"Es ist ein Riesenspaß. Die Cuy werden häufiger fotografiert als manches Model. Alles weitere ist Geschmackssache."
„Wie es mir schmeckte? Sagen wir so: wenn ich ganz großen Hunger hätte und keine Alternative, würde ich es wieder essen. Anderes, auch hier in Peru, schmeckt mir besser. Abgesehen davon, dass es ein Riesengefummel ist, bis man von diesen kleinen Viechern satt wird. Deswegen die gigantischen Mengen Beilagen...“

Wir haben es also getan. Abends auf dem Heimweg gehen wir Pizza essen.

















*Unsere Sprachschule in Cuzco, www.acupari.de

Mittwoch, 20. Februar 2013

Mercado Wantaq

Direkt gegenüber des Hauses, in dem wir wohnen, befindet sich der „Mercado Wantaq“. Ab 6 Uhr morgens wird vor den Eingängen – einer davon befindet sich direkt unter unserem Fenster – ausgeladen. Parkplätze gibt es keine, also bleibt man, zum Entzücken der anderen Verkehrsteilnehmer, mit eingeschaltetem Warnblinker einfach stehen. Wir brauchen also keinen Wecker.

Wir haben den Mercado natürlich besucht. Was gibt es dort? Alles. Eine nicht-repräsentative Auswahl in Bildern (ohne Kommentar).






Farben!

 
Ein Ausrufezeichen bringt bei weitem nicht zum Ausdruck, wie „impresionante“ die hier erlebte Farbenvielfalt ist. Einen ersten markanten Eindruck davon verschafft uns ein Besuch im „Centro Artesanal Cuzco“ , der hier auch stellvertretend für viele kleinere Märkte dieser Art stehen soll:  es war einfach überwältigend, ließ unsere Augen glänzen, so schön und so geballt wird hier die Farbenvielfalt Perus präsentiert. Natürlich ist der Markt in erster Linie für die Touristen gemacht, natürlich findet man hier den Inka, das Lama, T-Shirts mit Macchu Picchu und Tupac Amaru. Aber vor allem auch die Ponchos, Jacken, Taschen, Tücher, Decken, Schals, in all diesen unglaublichen Farben und Farbkombinationen die für uns einen der großen Reize Südamerikas, Perus, ausmachen. Und die hier auch tatsächlich von zumindest der indigenen Bevölkerung getragen und genutzt werden.
Auch nach dem dritten Rundgang durch die etwa fußballfeldgroße Halle wird es nicht langweilig. Aber selbst wenn es das Portemonnaie hergeben würde, wäre kein Koffer groß genug, das alles nach Hause zu transportieren, was „Nimm mich mit!“ schreit. So bleibt es denn – für dieses erste Mal! - bei drei wunderbar weichen Alpaka-Schals und 5 bezaubernden kleinen Fingerpüppchen aus dem gleichen Material.
Und diese Einkäufe dienten natürlich ausschließlich dem Zweck, das Verhandeln auf Spanisch zu üben! 
Eines der Wandbilder im Centro artesanal

Dienstag, 19. Februar 2013

In eigener Sache

Ein paar "redaktionelle Bemerkungen" zu unserem Reise-Blog:
-  Von unserer Tochter kam die Anmerkung, das Veröffentlichte können eigentlich nur die richtig verstehen, die uns schon kennen. Alle anderen wissen nicht wer wir sind, wissen nicht um den Anlass, die Vorgeschichte.
Ja. Wir möchten auf diesem Weg unsere Familie, Freunde und Bekannte, die uns viele gute Wünsche mit auf die Reise gegeben haben, auf dem Laufenden halten. Alle anderen, die hier "hereinstolpern", bitten wir um Entschuldigung für etwaige Zumutungen. Trotzdem viel Spaß.
-  Wir werden einfach nicht fertig, kommen nicht voran! Nach dem Frühstück Spanisch-Unterricht, direkt danach oder nach dem Mittagessen Ausflüge, später noch "Tandem-Konversation" (wir Spanisch-Schüler mit peruanischen Deutsch-Schülern), abends noch Hausaufgaben - los dias son  mas ocupado!
Diverse Beiträge sind im Entwurfsstadium, warten auf den Feinschliff. Alleine das Thema Fotos. Wir hoffen, bald das eine oder andere einstellen zu können.  Disculpa.

Saludos de Cuzco,
Gabriele y Edgar
Und ffagt bloff nichff über meine Ffähne . . . 

Montag, 18. Februar 2013

Die ersten Schritte in Cuzco

Nach dem Mittagessen und einer kurzen Siesta bietet uns Edwin an, einen ersten Gang in die Stadt – al centro – zu machen. Wir verlassen also unsere Wohnung, gehen aus dem Haus und – sind mittendrin! Lateinamerika, Peru, Cuzco … eine fremde und von Anfang an bezaubernde Welt.
"Ob es am Jetlag lag oder an den Nachwirkungen des Mittagsschlafes – ich war im ersten Moment wie erschlagen. Ich hatte regelrecht das Gefühl, durch die Menschengruppen auf den schmalen Bürgersteigen hindurch zu taumeln.'Überwältigt', 'staunend', sind wohl die nicht gerade originellen Begriffe für diesen Zustand. Ich habe das Gefühl, alle Wörter, die mir dazu einfallen, sind für das, was ich hier empfinde, einfach nur abgedroschen und banal."
Strassenszene in Cuzco
"Mich hatte die kurze Siesta erfrischt, ich fühlte mich eher aufgeputscht – klar, die Aufregung! Etwas besorgt beobachtete ich so meinen Liebsten, der mit verwunderter Miene und wie ein träumender Junge über den Bürgersteig und durch die bunten Menschengrüppchen stolperte – interessant an dieser Stelle: die Leute, allen voran eine Truppe junger, herrlich farbenfroh gekleideter Frauen bestaunten diesen 'riesigen' Mann mindestens ebenso, wie er sie!"
Wir werden von Edwin unter ständiger, fürsorglicher Wiederholung sowohl der zurückgelegten Wegstrecke, der Richtung, in der wir uns bewegen sowie der Straßennamen zum touristischen Mittelpunkt der Stadt, die „Plaza de Armas“, geleitet. Ebenso fürsorglich fragt er uns dort, ob wir auch wirklich den Weg zurück – zweimal links abbiegen, dann immer geradeaus, insgesamt ca. 10 Minuten zu Fuß – fänden. Dann lässt er uns alleine.
Wie zwei kleine Kinder laufen wir Hand in Hand mit gefühlt offenem Mund über den Platz und bestaunen - ja was? Natürlich auch die Baudenkmäler: die Kathedrale, die Kirche „De la Compania“, die Arkaden rund um den Platz, den Brunnen mit der Statue des „unbekannten Inka“ (wenn wir fragten, ob es sich um Atahualpa oder einen anderen bekannten Inka handelt, bekamen wir immer die ausweichende Antwort, „darüber gab/gibt es viele Diskussionen“. Vielleicht verstehen wir es, wenn unser Spanisch besser ist).
In erster Linie bestaunen wir die Menschen in Cuzco, den Alltag auf den Straßen. Viel stärker noch als auf der Plaza selbst war es der Weg dorthin, die hupenden Busse, Taxis, Autos, trillerpfeifende Polizistinnen, Indio-Frauen, die in bunten Tüchern Kinder und mitunter abenteuerliche Lasten transportierten. Überhaupt sind die Menschen hier in der Mehrzahl „indigen“, sehen nicht einfach nur lateinamerikanisch aus (was immer das ist), sondern deutlich indianisch.
Wir sind in einer für uns neuen, fremden Welt angekommen. Und sind begeistert.

Sonntag, 17. Februar 2013

Anreise (2): Von Lima nach Cuzco

Nach einer kurzen Nacht mit ungeputzten Zähnen – bäh! Gabriele hat vergessen, die Zahnbürsten einzupacken! - sind wir froh, uns in der Dusche den Schweiß einer schwülen Sommernacht abspülen zu können. Danach tauchen auch die Zahnbürsten wieder auf.
Um 5:30 Uhr geht’s zum Frühstück, um 6:15 Uhr (übrigens: jetzt alles Ortszeit Peru, also MEZ – 6) stehen wir im Foyer bereit. Katrin taucht tatsächlich nochmal zum Verabschieden auf, und pünktlich kommt auch unser Transfer. Mit der Pünktlichkeit hat sich's dann aber auch schon: unser Flug nach Cuzco verspätet sich um insgesamt eine Stunde. Alle 5 Flüge, die zwischen 8:30 Uhr und 9:30 Uhr angesetzt waren, starten nahezu zeitgleich zwischen 10:00 Uhr und 10:15 Uhr. Wir sind unterwegs aber keinem mehr begegnet.
Gemessen an der Zusammensetzung des Publikums in der Wartehalle für die Inlandsflüge nach Cuzco müssen wir den mit dem höchsten „Ausländeranteil“ erwischt haben: überwiegend Skandinavier – vielleicht auch ein paar Holländer und Belgier, evtl. Balten, wer kennt die Sprachen? - teilen sich mit uns den Flieger. Unterwegs versperren uns zumeist Wolken den Blick auf die Anden, nur wenige Lücken erlauben uns einen kurzen Blick auf die erwartet großartige Landschaft.
Cuzco begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein, der Anflug auf den Flughafen Alejandro Velasco Astete entschädigt für die bisher entgangenen Bilder.
Jetzt wird’s spannend: Wie sie wohl sind, unsere „Gasteltern“? Und wie sie aussehen? Wir sind mächtig gespannt auf die Menschen, die uns, ohne uns zu kennen, in ihrer Wohnung beherbergen werden!
„Meine größte Sorge bei der Verspätung unseres Fliegers gilt unserer Gastfamilie, die uns am Flughafen abholen wird. Aber sie sind ja Peruaner, und man sagt, Lateinamerikaner seien beim Thema Pünktlichkeit ziemlich entspannt.
Diesmal kommt unser Gepäck ganz schnell. Am Ausgang überfallen uns diensteifrige Taxifahrer. Und dann sehe ich den großen Mann, der ein Schild mit unseren Namen hochhält. 'Er sieht nicht besonders peruanisch aus', denke ich. Er strahlt übers ganze Gesicht, als ich ihm zuwinke. Und dieses Strahlen, das ist schnell klar, ist das Markenzeichen von Edwin."
Eine kurze Taxifahrt in einem sehr kleinen Auto – ein Gepäckstück musste auf den Vordersitz, wir quetschten uns zu dritt mit Rucksäcken auf den Rücksitz – nach dem jetzt schon bekannten Schema „Wer zuerst bremst, hat verloren, hupen reicht“ und
W I R    S I N D    D A !
Oben im 7.Stock, über den Dächern von Cuzco, begrüßt uns Edwins Frau Ydalia. Die Familie ist komplett.
Der Blick aus unserem Zimmer auf Cuzco. Links die Kuppeln der Kirchen um die Plaza de Armas. Das gelbe Gerüst rechts dient als Zeltgestänge für das Oktoberfest!