Dienstag, 5. März 2013

Arequipa

Das kleine Paradies
Wir sitzen beim Frühstück auf der Terrasse in der Sonne, vor den Blüten einer baumartigen Pflanze, die zuhause nur Balkonkastenformat erreicht, schwirren Kolibris. Ein kleines Paradies, immerhin noch auf 2300 m Höhe. Neidisch? Zu Recht! „La Casa de mi Abuela“ - eine Empfehlung einer von Katrins „Freiwilligen“-Kollegen in Arequipa - ist eine kleine Oase in der ansonsten gewohnt lauten zweitgrößten Stadt Perus im Schatten des Vulkans Misti.

Unsere „Flucht“ aus Puno hat sich gelohnt. Im Bus waren wir auf wohl die einzigen Nicht-Peruaner, auf jeden Fall die einzigen hellhäutigen Passagiere. Die etwa 6 Stunden dauernde Fahrt – übrigens scheint fast die ganze Zeit wieder die Sonne - führt uns durch eine neue Variation der uns immer wieder begeisternden peruanischen Landschaft. Wieder geht es zwischen grünen 4 – 5000ern auf einer Hochebene entlang, diesmal durchsetzt von zwischen grünen Kuppen eingebetteten Seen, mäandernden Bächen und wie von Menschenhand geformten Felsformationen. Stellenweise nimmt die Landschaft steppen-, fast wüstenartige Züge an. Die weidenden Herden bestehen nun fast ausschließlich aus Alpakas, selten einmal ist eine Rinder- oder Schafherde zu sehen. Dazwischen auch ein paar wildlebende Vikunjas mit ihrem kurzen, hellbraunen Fell und den zierlichen Köpfen. Am Straßenrand immer wieder Raubvögel und gänseartiges Federvieh – aber auch abertausende von Plastikflaschen.

Auf der Fahrt von Puno nach Arequipa

Je näher wir Arequipa kommen, desto höher – zumindest aus unserer Perspektive – ragen die schneebedeckten, bis 6075 m hohen Gipfel auf.
Was wir leider nicht zu sehen bekommen: den Condor. Dafür auf den Bordfernsehern die lautstarke spanische Fassung einer uns unbekannten Spiderman-Version. Die meisten Mitreisenden stören sich nicht daran und schlafen trotzdem. Wir schauen aus dem Fenster.
Etwa eine Stunde vor Arequipa verschwindet die Welt in einer tiefhängenden Wolke. Rechts und links sind meist kaum die Straßenränder zu erkennen. Trotzdem verringert der Bus sein Tempo nicht. Als wir dann die letzte Strecke bis zur Stadt wieder etwas Sicht haben, befinden wir uns an den Hängen einer Schlucht, die uns das als sehr mutig empfinden lässt.
Die Randbezirke von Arequipa sind dann wieder sehr „lateinamerikanisch“, ebenso wie der Busbahnhof. Als uns dann das Taxi am Hotel absetzt, betreten wir das kleines Paradies.      
„Seit ich denken kann, war ich stets dagegen, in der kalten Jahreszeit in die Sonne zu fahren. Immer habe ich argumentiert, die Jahreszeiten wolle ich als typisch erleben! Wie überrascht bin ich, nach dem ungemütlichen Wetter von Puno hier in Arequipa unversehens ein wenig Sommer zu erleben: ich spaziere Anfang März in hochgekrempelten Jeans und Sandalen durch die Stadt. Und genieße die Wärme. Kurz erwäge ich, morgen den Flieger zu verpassen und mich vorerst in diesem wunderbaren Hotel einzunisten... Ich werde natürlich heim fliegen, ins kalte Deutschland. Und ich werde was von dieser Oase in meinem Herzen mitnehmen, versprochen.“
Iglesia de Cayma
Was wir in Arequipa nicht zu sehen bekommen: den Vulkan Misti. Er verbirgt sich im Nebel.
Am plaza principal del poblado de Cayma

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