Dienstag, 12. Mai 2015

Ein redaktioneller Hinweis

Im Landeanflug auf Frankfurt
Wir sind wieder in Deutschland. Und haben noch längst nicht alles berichtet, was uns erzählenswert scheint.  Es waren so viele Eindrücke und so wenig Zeit.
Wir werden versuchen, die Lücken noch zu fülllen. Es lohnt sich also für Interessierte, wieder hereinzuschauen und auch mal zurück zu blättern.


Mittwoch, 6. Mai 2015

Waikiki Beach


Nein, wir sind nicht auf Hawaii - wir sind in Lima gelandet. Dort heißt ein Stück Strand tatsächlich so.  Aber der Reihe nach.
Von Puerto Maldonado nach Lima – das ist schon ein ziemlicher Kulturschock. Alleine der Verkehr auf den Straßen. In der Dschungelstadt sind es überwiegend Motorräder – auch als Taxis! -, Mototaxis und dazwischen eine Minderheit an normalen Autos. In Lima haben die Autos und der Verkehr durchweg europäische Metropolnorm. Nur etwas chaotischer. Oder besser gesagt: wer mehr Durchsetzungsvermögen hat, kommt schneller vorwärts.
Wir kommen abends in der Dämmerung an, es geht durch den Feierabendverkehr etwa 40 Minuten zum Hotel. Unfallfrei, was wir nicht als selbstverständlich empfinden.
Im Pazifik
Morgens gehen wir an den Waikiki Beach, spazieren barfuß in den Pazifik. Unterschätzen die Wellen, sind nass bis an die Knie. Wir unterhalten uns mit einer kolumbianischen Familie, die stolz auf einen deutschen Nachnamen verweisen: Rettiz. Wir machen daraus Rettich. Erzählen, dass er besonders gut zu Weißwurst schmeckt. Natürlich kennen sie das Oktoberfest. Fußballerisch neigen sie eher zu Dortmund, wegen Ramos. Peruaner neigen eher zu Bayern München, wegen Pizzaro. Zambrano kennt hier kaum jemand.

Im Parque del Amor

Nachmittags nehmen wir einen Bus zur Stadtmitte. Für 1,20 Soles (RMV, aufgepasst! Das ist kundenfreundlich!) werden wir in 1 Stunde von Miraflores in die Nähe der Plaza de Armas gebracht. Wir haben sie also gesehen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Das Essen in einem der Restaurants direkt am Platz kostet jedenfalls erstaunlich wenig. Und schmeckt gut.

Die Plaza de Armas von Lima
Ab 14 Uhr bilden sich Trauben vor Fernsehern in Lokalen und Geschäften: europäische Champions League, Real Madrid spielt gegen Juventus Turin. 

Die Tore von Messi und Neymar gegen Bayern München hören wir einen Tag später im Autoradio, im Taxi zum Flughafen. Die Kommentatoren hier sind schon hörenswert. Unser Taxifahrer, Jesus Garcia Oneglio, entschuldigt sich dafür, dass er sich für Barcelona freut. Immerhin kennt er Carlos Zambrano.

Dienstag, 5. Mai 2015

Höhentraining (2)



Ich bin nicht schwindelfrei. Weniger diskret ausgedrückt: Ich habe Höhenangst. Im Zusammenhang mit unserem Urwald-Aufenthalt kommt immer wieder die Sprache auf „Zip-lining“ und „Canopy-walk“. Für mich kommt das keinesfalls in Frage. Wenn ich dann einem Peruaner erkläre, „yo tengo miedo del altura“, ernte ich erst einen erstaunten Blick, dann wird mit der Hand meine Größe angedeutet, es folgt lautes Lachen. Sie haben Spaß. Soviel vorneweg.
Zünftig: Gabriele und Monica
An unserem letzten Morgen in der Yakari Lodge lädt uns Juri, unser Guide, zu einem kleinen Spaziergang zu einem besonderen Baum ein. Nur kurz mit dem Boot über den Fluss, ein paar Minuten zu Fuß. Wieder in Gummistiefeln. Zusammen mit Rob aus Kalifornien und Monica aus der Schweiz machen wir uns auf den Weg.
Im Boot - wir queren zum x-ten Mal den Rio Madre de Dios - stellt sich heraus: Monica und Rob wollen zum Zip-lining. Wir steigen gemeinsam aus. Nähern uns einer Hütte. Dort liegen Sicherungsgeschirre und Helme bereit. Monica und Rob lassen sie sich anlegen
Gabriele zögert. Macht dann mit. Ich schwanke. Wahrscheinlich ärgere ich mich zu Tode, wenn ich es nicht mache. Oder ich mache mir in die Hose. Ich hole mir auch ein Geschirr und einen Helm
Ich bin hin- und her gerissen. Alles, was ich bisher über dieses Zip-lining und Canopy-walking im Urwald gehört oder gesehen habe, hat mich eher zurückschrecken lassen. Ich denke: „Och nö…“. Und denke: „Warum eigentlich nicht?“, denke wieder „Och nö…“ und dann: „Doch!!!“ Edgar hinter mir: „Du machst es tatsächlich???“ und nach einer kurzen Bedenkpause „Ach komm, was soll’s … !“ Habe ich richtig gehört? Er traut sich tatsächlich? Na ja, zumindest erst mal. Unser Guide grinst zufrieden. Ob er so was geplant hat? Die beiden anderen freuen sich und mir bricht der erste Schweiß aus – worauf haben wir uns da eingelassen, wir beiden alten Knallköpfe?!?
Ein kurzer Fußmarsch auf einem schlammigen Dschungelpfad, wir kommen an einen Holzturm. Sagen wir, eine Treppe mit Geländer. Jetzt ist es Monica, die das Gesicht verzieht. Wir steigen bis auf etwa 30 m. Dort werden wir nacheinander mit den Laufrollen und einem zusätzlichen Karabiner als Sicherung an einem Stahlseil „aufgehängt“. Unser Bootsführer „fliegt“ uns voran. Dann rauschen wir nacheinander in etwa 30 m Höhe durch den Dschungel. Etwa 30 Sekunden lang. 

Nur Fliegen ist schöner!

Am Ziel die nächste Herausforderung: über eine fußbreite Holzplanke, gesäumt von zwei Stahlseilen als Geländer, geht es etwa 200 m (gefühlte km!) zur nächsten Station, dem Startpunkt für den Rückweg. Das Spiel wiederholt sich, wir sausen wieder durch den Urwald.
Eine "Brücke" durch? über? den Dschungel
Wohlbehalten am Ausgangspunkt angekommen, überredet uns Juri, auch den zweiten „Canopy“ zu bewältigen. Über eine komfortable 40 cm breite Hängebrücke, eingerahmt von einem Netz, geht es auf einen echten Urwaldriesen. Auf 45 m Höhe sind wir noch nicht über allen Wipfeln, aber haben doch schon einige hinter uns gelassen. 
Auf dem Rückweg zum Boot müssen wir aufpassen, dass wir nicht vor lauter Adrenalin und Ausgelassenheit im Schlamm ausrutschen. Es wäre kein tiefer Fall. 


Hoch und doch nicht oben.

La Selva


Am Morgen um 8 Uhr werden wir am Hotel abgeholt. Im Stadtbüro der Yakari-Lodge geben wir unser überschüssiges  Gepäck ab, dann machen wir uns mit einer kleinen Gruppe zu Fuß auf zum Fluss. Einen echten Hafen gibt es zwar auch, aber für die Boote, die wir in den nächsten Tagen benutzen werden, braucht man keinen. 
Ein soclhes Boot werden wir die nächsten Tage noch ziemlich oft besteigen
Lucy, das Pekari (im Vordergrund)
Als wir das Boot besteigen, wissen wir auch, warum das Gepäck reduziert werden soll: bei den einfachen Holzbooten mit Außenbordmotor muss man schon auf die Gewichtsverteilung achten. Unbedachte Bewegungen bringen sie zum Schwanken, ungleiche Verteilung in Schräglage.
Quer über den Rio Madre de Dios, am Zufluss des Tambopata vorbei, geht es zur Yakari-Lodge. Nach einer halben Stunde werden wir dort von Rene, einem der Guides, begrüßt. An sein Bein klammert sich ein junger Kapuziner-Affe. Über die Terrasse trabt Lucy, ein Pekari, und beschnüffelt die Neu-Ankömmlinge. Wir sind im Dschungel.


Unser Programm im Schnelldurchlauf:

Zu Besuch bei einer Familie der Ese´Ejas.

Der erste saß ...
Natürlich ist das für die Touristen aufbereitet. Aber Spaß hat's doch gemacht. Nach einer Begrüßungsasnsprache in ihrer eigenen Sprache werden wir mittels Kriegsbemalung in die Familie aufgenommen. Sie zeigen uns einen Tanz - wir müssen mitmachen. Der Großvater führt uns typische Instrumente vor, es wird gesungen. Zum Schluß gibt es einen Wettbewerb mit einer Art Kreisel, wir dürfen uns im Bogenschießen probieren, es wird Zuckerrohr frisch aus dem Dschungel gereicht. 

... der nicht.

Kaiman-Spotting

Nach Einbruch der Dunkelheit tuckern wir wieder los. Mit einem Handscheinwerfer wird das Ufer abgeleuchtet. Wenn irgendwo ein Fahrradreflektor aufleuchtet, ist das kein Fahrradreflektor: es ist das Auge eines Kaimans, dass das Licht reflektiert. Wir sehen drei: sie werden uns als Zwerg-Kaiman und weißer Kaiman vorgestellt.

Lago Sandoval 

Auf dem Lago Sandoval

Ein Tagesausflug zu einem See unweit des Rio Madre de Dios. Nach der Flußüberquerung geht es zu Fuß etwa 90 Minuten über eine "Urwald-Autobahn" etwa zwei Meter breit, mit teilweise unterschenkeltiefen Schlammlöchern. Deswegen die Gummistiefel. Über uns toben Affen, Juri erklärt uns Fauna und Flora. Am Ende des Weges besteigen wir wieder ein Boot, durch einen schmalen Kanal, umsäumt vonn Dschungelgrün, geht es weiter zum See. Diesmal von Hand, ohne Motor: wir paddeln. Wir sind alleine, 2 Deutsche, zwei Schweizerinnen und ein Kalifornier zusammen mit unserem peruanischen Guide auf dem See. Wundervoll. Wir essen den besten Snack unseres Lebens: Huhn mit Reis aus einem Bananenblatt - es war zumindest groß und grün, den richtigen Namen haben wir uns nicht gemerkt.
Die Gruppe vom Vortag hatte die ganze Zeit im Regen verbracht. Uns überrascht ein kleiner Schauer am Anfang des Sees, bis wir die Regenponchos richtig anhaben, ist er schon wieder vorbei.

Nachtwanderung

Nach Einbruch der Dunkelheit geht es mit Taschenlampen bewaffnet in den Dschungel nahe der Lodge. Der Geräuschpegel steigt um diese Zeit deutlich an, am lautesten ist es allerdings in der Morgendämmerung.
Als Kind  und Leser von Abenteuerromanen war für mich Dschungel immer gleichbedeutend mit dem sicheren Tod. Undurchdringlicher Wald, geschmückt mit unwahrscheinlich schönen, bunten Blüten, deren Berührung mindestens Krämpfe hervorruft. Hinter jedem Baum lauern blutrünstige Raubtiere. Wenn dich davon keines erwischt, wirst Du Opfer einer der zahlreichen Gift- oder Würgeschlangen. Falls dich nicht vorher der mit einem tödlichen Gift bestrichene Pfeil aus dem Blasrohr eines Indianers trifft. Und wenn Du dann wider Erwarten heil 'raus kommst, stirbst Du garantiert an einer der Krankheiten, die von Pflanzen oder Insekten übertragen werden. 
Wir sehen hauptsächlich Insekten (Spinnen) und kleine Echsen. Die großen Monster halten sich verborgen.Noch nicht einmal ihre Augen leuchten aus dem Dunkel. Alles friedlich.

Am Papageienufer


Morgendliche Fahrt zum Papageienufer
Um  3:30 Uhr stehen wir auf, um 4:00 Uhr trinken wir einen Not-Kaffee, um 4:20 Uhr sitzen wir wieder im Boot. Wir sind unterwegs zu einer Stelle, wo sich die Papageien am Steilufer mit lebenswichtigen Mineralien versorgen. Da sie das sehr früh tun, müssen wir auch früh raus. Eine Stunde sind wir auf dem Fluß unterwegs, fahren aus dem Dunkeln in den Sonnenaufgang. Die Fahrt alleine ist das frühe Aufstehen wert.
Am Ziel sind wir nicht das einzige Boot. Wir sehen Schwärme von Papapeien - wenn sie sich bewegen. Im Grün der Bäume sind sie kaum zu entdecken, nur auf dem Gelb des Lehms der Uferböschung.
Alles voller Papageien - man muss nur genau hinschauen
Wir sind rechtzeitig zum Frühstück um 8 Uhr zurück.

Canopy-Walk und Zip-lining

Sonnenaufgang am Rio Madre de Dios
Dazu ist bereits alles gesagt. Wer mag, kann sich das Video auf der Internetseite der Yakari-Lodge anschauen.
Sonnenuntergang am Rio Madre de Dios
Ein Sonderlob dem Essen: es immer frisch, geschmackvoll, landestypisch - einfach Klasse! Frische Ananas zum Frühstück ...

Karl aus München



Im Stadtbüro der Yakari Lodge in Puerto Maldonado treffen wir Karl aus München.  Eigentlich trifft er uns: er hat uns Deutsch reden hören. Zur Lodge will er jedenfalls nicht.
Karl hat die wohl weiteste und längste Anreise hierher hinter sich. Über Russland, Sibirien, den Himalaya und durch Japan. Von Patagonien aus nach Norden, bisher hat er alleine 3 mal die Anden überquert. Mit seiner 800er GS (für Laien: eine BMW-Boxer). 2 Jahre ist er bereits unterwegs „zwei Drittel hob I, dreißig Jahr hob I davon träumt“, erzählt er in seinem Münchner Dialekt. Mit dem er überall durchkommt. „Was anders kann I net“.
Jetzt geht’s noch weiter nach Nordamerika, bis Alaska will er. Buen viaje, Karl!