Samstag, 1. Mai 2021

Cristian ha muerto

Heute vor 2 Jahren, am 1. Mai 2019, starteten wir zu unserer letzten Reise nach  Peru. Mit den Reisetaschen rollerten wir zum Bus, fuhren zum Flughafen, flogen erst nach Madrid, weiter nach Lima, dann nach Cusco.

In Cusco angekommen, holte uns Eliana vom dortigen Flughafen ab, wir fuhren  zu ihr nach Hause, wo uns ihre Perle Sofía und ihr Sohn Cristian herzlich begrüßten ... es war unser zweiter Besuch, wir gehörten fast schon zur Familie.

Heute, am 1. Mai 2021, schrieb uns Eliana: Cristian ist an Covid-19 gestorben. Schon am 4. März. 

Wir hatten in dieser Zeit oft daran gedacht, darüber gesprochen: "eigentlich" wäre jetzt die Zeit, in der wir wieder in Peru wären. Alle 2 Jahre im Frühjahr. Natürlich wieder, trotz aller anderweitigen Überlegungen, auch wieder in Cusco. Schon der Menschen, der Freunde wegen. Und wieder in einer Gastfamilie. Am liebsten bei Eliana, die uns schon die letzten beiden Male beherbergte. Bei ihr und ihrer Perle Sofía und ihrem Sohn Cristian. Der uns abends immer das Essen warm machte, wenn Sofía schon zu Hause und Eliana noch oder wieder unterwegs war.

Estamos tristes.
Adiós, Cristian.
No te olvidaremos.

Mittwoch, 22. Mai 2019

Glänzende Arbeit


Kurz vor unserer Perú-Reise 2017 meinte Edgar, dass er seine schwarzen Sneaker zwar noch mitnehmen würde, sie aber wohl dann dort im Mülleimer versenkt. Zu alt, zu runter geschraddelt. Als uns in Lima einer der vielen Schuhputzer ansprach, überredete ich Edgar, sich die alten Dinger noch mal aufpolieren zu lassen. Ergebnis: sie sahen aus wie neu. Der Zustand hielt Monate an. Und: die gleichen Schuhe waren auch in diesem Jahr wieder dabei. Noch älter. Noch unansehnlicher. Die Sohlen sind auch bald hin…
Die Zeitung gehört zum Service dazu
Mit „… sie verdienen ihren Lebensunterhalt damit“, killte sie damals alle meine Vorbehalte. Ich ließ mich also breitschlagen, die Dienste eines professionellen Schuhputzers in Lima im Parque Kennedy in Anspruch zu nehmen. Eigentlich waren die Schuhe Kandidaten für den Mülleimer. Der Mann machte seine Arbeit allerdings so gut, dass sie wirklich wie neu aussahen – und ich sie immer noch trage. Neue Schuhe – wozu?
Das Ergebnis üerzeugt
Am letzten Abend in Lima, wieder im Parque Kennedy: ein Schuhputzer deutet sorgenvoll auf die staubigen Schuhe. Edgar hat Bedenken: die sollen (jetzt endlich) doch entsorgt werden. Ich wende etwas pietätlos ein, dass einer, der gestorben ist, ja auch vom Bestatter schön hergerichtet wird – kichernd und albernd nimmt Edgar doch Platz und der Schuhputzer beginnt sein Handwerk. Er fädelt die Schnürsenkel heraus, bearbeitet die Schuhe mit allerlei Tinkturen, reibt und poliert und putzt sogar die Schnürsenkel, und am Ende glänzen die alten Dinger schöner als neue!
Und weil der Kollege nebendran so freundlich akquiriert, lasse ich meine staubigen Wildleder-Turnschuhe auch noch richten: so schön waren sie nicht mal, als ich sie gekauft habe! 


Montag, 20. Mai 2019

Gegensätze


Man kann sich wohl kaum einen härteren Kontrast vorstellen, als nach Miraflores zu kommen wenn man vorher im „anderen“ Peru unterwegs war. Dazu benötigt man nicht einmal die Hütte von Lorenza und Gabriel als Maßstab. Auch hier in Lima gibt es mit Sicherheit Elend genug, vielleicht Schlimmeres als das Leben dieser Familie nahe bei Cusco.
Während wir auf dem Weg zum Hotel (in Miraflores) am Pazifik entlangfahren, vorbei an vielen Parks, joggen Männer und Frauen auf dem Bürgersteig, schweben Gleitschirmdrachen über uns, skaten Jugendliche in einer Halfpipe. Aktivitäten des Müßiggangs. Riesige SUVs quälen sich in Parklücken, zahllose städtische Bedienstete säubern die Parkanlagen, halten den Rasen kurz, schneiden die Hecken.
Diese Diskussion scheint hier entschieden:
überall findet man Leih-Elektroroller
Es gibt keinen Ort in Peru, wo Arm und Reich so nahe beieinander sind und so weit auseinanderklaffen.  Und, wie uns Frank erzählte, gibt es keine Stadt in Peru, wo es überhaupt so (super-)reiche Menschen gibt wie hier in Lima und wo sich die Reichen so stark abgrenzen – überall sonst gibt es Kontakte, Freundschaften über die „Klassengrenzen“ hinweg, wird zusammen gefeiert, gelebt, ungeachtet von Herkunft und Einkommen. Nur eben in Lima nicht. Heißt es.
Als wir zum Mittagessen in unser „Stammlokal“ in der kleinen La Porta gehen (unser Tipp: Nr. 185A! Falls es da mal kein Ceviche gibt: 179, genau daneben, ist genau so gut!), einem kleinen, unscheinbaren Lokal, wo die in den umliegenden Büros arbeitenden Peruaner zu Mittag essen, fühlen wir uns schon mehr zu Hause".  

Chiclayo zum zweiten

Nach der Nachtfahrt und der Ankunft im Hotel reicht es noch zum Duschen, bevor es Frühstück gibt. Ungeachtet der wenig erholsamen Nacht – es ist schließlich unser letzter Tag im Norden - wollten wir uns Chiclayo endlich mal bei Tageslicht anschauen: das bisherige Programm beschäftigte uns immer bis nach Anbruch der Dunkelheit.
Urania, die Muse der Astronomie
Unser erster Gang führte uns zum Paseo de las Musas, auf den wir immer wieder hingewiesen wurden. Auf dem Weg dorthin – wir queren wieder den Plaza Mayor – „stolpern“ wir wieder mal in eine Posada. Diesmal scheinen es alle Schulen (zumindest die „Secundarias“) von Chiclayo zu sein, die in Marschformation an uns unbekannten Honoratioren vorbei paradieren. En ganzes Stück weiter dann der oben genannte Paseo. Es hat sich uns allerdings nicht ganz erschlossen, warum diese Stadt im Norden Perus einen solchen Weg ausgerechnet den 9 griechischen Musen widmet. Es gäbe doch sicherlich auch genug Entsprechungen in der amerikanischen Legende.
Schülerparade in Chiclayo
Zum Mittagessen, schnell auf die Hand, lacht uns etwas Kartoffelpuffer-ähnliches an: Tortillas de Maiz. Dazu eine Papa rellena, das reicht. Tamales, normalerweise unsere erste Wahl für einen schnellen Imbiss auf der Straße, lassen wir links liegen.
Jetzt doch noch mal was zum Thema Essen: Frank hatte uns erzählt, dass die Tamales (in Maisblättern gegarter Maisteig, wahlweise süß mit Rosinen oder salzig, mit Fleisch) im Norden ganz anders sind als beispielsweise in Cusco – sie sind grünlich und anders gewürzt. Den Peruanern aus dem Süden würden die nicht schmecken (er hatte es ganz unvoreingenommen probiert), umgekehrt mögen Peruaner aus dem Norden die Variante aus dem Süden nicht. Wir haben die Tamales hier im Norden ebenfalls ganz unvoreingenommen probiert. Einmal.
Nachmittags wollen wir eine weitere Sehenswürdigkeit erkunden: den Mercado Central, nicht weit von unserem Hotel. Wir kennen ja nun schon einige Märkte, die dem lokalen Bedarf dienen. Diese ist mit Sicherheit einer der größten, engsten und unübersichtlichsten. Gefühlt werden hier mehr Artikel angeboten als auf der gesamten Frankfurter Zeil.
Abends dann, zum Abschied, trinken wir im Hotel noch einen Pisco Sour. Was sonst. 
Zur Abwechslung mal bei Tageslicht: die Plaza Mayor in Chiclayo
  


Unterwegs im Nachtbus


Für die Rückfahrt nach Chiclayo sind wir im Nachtbus (8 Uhr abends) eingebucht. Ziemlich sportlich, da wir erst um 6:45 Uhr („por la tarde“) von unserem Ausflug zurückkehren. Wir sind auch nicht die einzigen, die weiterreisen.
Die Busstation ist mitten in Chachapoyas, nur 2 Straßen von der Plaza Mayor entfernt. Das hat Nachteile: millimeterweise rangiert sich der große, 2-stöckige Reisebus aus der Einfahrt und durch die engen Straßen des Stadtzentrums nach draußen.   
Nachtbusfahren. Wieder eine neue Erfahrung. Ich bin nicht sicher, ob mir diese Art zu reisen wirklich zusagt: auch wenn wir in der „Exklusiv“-Klasse eingebucht sind (Entscheidung der Agentur!), kann ich mich mit den Sitzen nicht recht anfreunden. Einigermaßen bequem. Ein bisschen wie Omas Fernsehsessel. Dass es sich unkomfortabel anfühlt, liegt an der holprigen Strecke. Ich habe immer wieder den Eindruck, dass ich aus dem Sitz rutsche, hin- und her geworfen werde, keinen Halt finde. Schlafen in Bus oder Flieger ist ohnehin nicht so meine Sache, während dieser neunstündigen Fahrt klappt es gar nicht. Wie erstaunlich, dass ich bei der Ankunft in Chiclayo zwar müde, aber trotzdem guter Dinge bin. Und: wie dankbar bin ich für die heiße Dusche und den Kaffee im Hotel! First World Problems?
Zugegeben, der Bus ist wirklich „calma“, wie beworben, sehr ruhig. Leider aber nicht die Straße. Kurvenreich vermittelt sie im Dunklen und im Dämmerzustand bzw. Schlaf den Eindruck, Karussell, Achterbahn zu fahren. Und geht es mal geradeaus, sorgen garantiert eine Schwelle (die das Tempo drosseln soll) oder Schlaglöcher für die Schlafunterbrechung.
Erstaunlicherweise sind wir nach nur 9 Stunden in Chiclayo – fast noch schneller als mit dem Kleinbus auf der Hinfahrt. Dummerweise wartet unser Abholdienst bei der falschen Busgesellschaft. Als wir um 6 Uhr ein Hilfe-SMS an die Agentur schicken, ist er innerhalb einer Minute da.