Damals …
Peru war nie ein Thema für uns. Überhaupt Reisen außerhalb
Europas. Na klar, Kuba wäre mal ganz nett, Mexiko vielleicht.
Als sich abzeichnete, dass Katrin, unsere Jüngste, nach
dem Abi ein Freiwilliges Soziales Jahr dort absolvieren würde, kam erstmals der
Gedanke auf. Warum nicht Peru? Im Gegensatz zu ihrem Austauschjahr in Mexiko
waren ja Besuche nicht „verboten“. Also Peru.
Die Vorbereitung war lang und von ziemlicher Nervosität
geprägt. Eine Rundreise, um möglichst viel zu sehen? Huánuco selbst, Katrins
Standort, war ja nicht so attraktiv. Selbst organisieren? Oje, oje! Und die
Sprache …. und überhaupt.
Wir haben uns dann ganz bewusst dagegen entschieden, eine
der organisierten Rundreisen zu buchen. Katrin hatte uns den Link auf den
Internet-Auftritt der Sprachschule Acupari (www.acupari.com) in Cuzco
geschickt. Dort hatte sie 2 Wochen lang Quechua gelernt. Das brachte uns auf
die Idee, während unseres geplanten Peru-Urlaubs einen Spanischkurs belegen zu
wollen. Und so kam es.
Wir buchen zwei
Wochen „Spanisch Outdoor“. Morgens Unterricht, danach Exkursionen.
Unterkunft bei einer Gastfamilie. Eine gute Entscheidung. Finden wir. Finden
wir bis heute.
Damals…
Unsere ersten Eindrücke in Cuzco machen wir wie in Trance.
Wie zwei kleine Kinder laufen wir Hand in Hand mit gefühlt offenem Mund durch
die Straßen, über die Plätze und staunen. Natürlich über die Baudenkmäler: die
Kathedrale, die Kirche „De la Compania“, die Arkaden rund um die Plaza de
Armas. Über die Reste der Inka-Bauten, die grandiosen Steinmetzarbeiten.
In erster Linie bestaunten wir die Menschen in Cuzco, den
Alltag auf den Straßen. Viel intensiver noch als auf der Plaza selbst sind die
Eindrücke auf dem Weg dorthin: die hupenden Busse, Taxis, Autos, trillerpfeifende Polizistinnen,
Indio-Frauen, die in bunten Tüchern Kinder und mitunter abenteuerliche Lasten
transportierten. Wir sind in einer anderen Welt angekommen. Anders als das, was
wir aus Europa kennen.
Koricancha am Abend |
Zwei Wochen lang leben wir uns in Cuzco ein, wir fühlen uns
wohl. Die Unsicherheit, die uns vor der Reise beschlichen hat, weicht mehr und
mehr, wir fühlen uns fast heimisch. Leben peruanischen „Alltag“: morgens Frühstück mit Ydalia und Edwin, dann der Weg zur
Sprachschule, unterwegs wie alle anderen Cusquenos. Nach dem Unterricht zum Mittagessen „nach
Hause“ – falls Flavio uns nicht gleich zu einer Exkursion entführt
Spätnachmittags dann Treffen mit unseren Tandempartnern zum
deutsch-peruanischen Kultur- und Sprachaustausch. Auf dem Heimweg, mal fröstelnd in der
Abendkühle, mal in lauer Sommerluft, machen mir meist einen Schlenker über die
Plaza de Armas und die Avenida del Sol, vorbei am Quoricancha, dem ehemaligen
Sonnentempel der Inkas. Eine Empenada auf die Faust, das Mittagessen war – wie
immer – reichlich.
Damals….
Wir lernen Peruaner kennen.
Mit Flavio in Saksaywaman |
Natürlich Ydalia und Edwin, unsere peruanischen
„Gasteltern“, bei denen wir ein Stück peruanischen Alltag erfahren dürfen – im
Hotel wäre das nie gegangen. Muchas Gracias.
Flavio, einen der Leiter der
Sprachschule, der uns auf unsere Ausflüge begleitet und uns Kultur und
Geschichte Perus nahe bringt. Ganz parteiisch natürlich das Peru vor der
Conquista. Aber auch das heutige Peru, überwiegend aus der Sicht der indigenen
Bevölkerung.
Fabi, die junge Künstlerin, die sich in Acupari auf ihre
erste Ausstellung in Deutschland vorbereitet. Beto, der gelernte
Verwaltungsfachmann, der in Deutschland Waldorf-Pädagogik studieren möchte, um
die Bildung in seinem Heimatland voranzubringen.
Stellvertretend für viele andere die Bäckerin in Oropeza,
der „Hauptstadt des peruanischen Brots“, wo fast alles Brot für Cuzco , aber
auch viel für ganz Peru, gebacken wird. Nicht in einer Großbäckerei – nein, in
vielen kleinen Bäckereien.
Nicht zuletzt unsere Lehrer in Acupari, mit denen wir nicht
nur Grammatik pauken. Die uns von ihrem Leben in Peru erzählen. Und wir ihnen
von unserem in Deutschland, in Europa.
Wir lernen deutsche Estudiantes in Acupari kennen. Die nicht
einfach nur in ein Land kommen, um es „abzuhaken“. Die in sozialen Projekten
arbeiten, wie der 63 jährige Kinderarzt Pelo und die 20jährige Abiturientin
Melissa. Die einfach ein Land erleben und nicht nur bereisen wollen, wie Rabea,
die Stewardess, Martin, der österreichische Maschinenbauingenieur (er will mit
dem Mountainbike nach Machu Picchu!) und Julian, der angehende Agraringenieur.
Damals …
Und wir sehen viel.
Die Bauwerke der Inkas. Imposant, faszinierend. Handwerklich
großartig. Wunderschön in die Landschaft eingebettet.
Die Landschaft selbst. Wir sind fast nur in den Anden unterwegs, zumeist auf Höhen
zwischen 3000 und 4000 m, selten mal auf 2000 m. Jetzt, in der Regenzeit,
präsentiert sie sich in Grüntönen, die jede Kamera überfordern. Aber sich im
Herz festsetzen. (Foto)
Überhaupt die Farben: Nicht nur in den Märkten für
Kunsthandwerk bestaunen wir die farbenfrohen Webstoffe, Teppiche, Tücher. Diese
sind hier Bestandteil des täglichen Lebens, sind alltägliche Folklore.
Damals…
Wir lernen den Geschmack tropischer Früchte neu kennen.
Und dass Kartoffel nicht gleich Kartoffel ist – kein Wunder, bei 3000 Sorten,
die ausschließlich in Peru reifen. Und Mais ist nicht gleich Mais – hier sind
es aber nur 50 Sorten. Schweine und Rinder müssen nicht in Großmästereien
leben, Meerschweinchen nicht in der Zoohandlung, Kokablätter helfen gegen
höhenbedingte Kopfschmerzen und Müdigkeit. Berauscht haben sie uns nicht.
Als wir Peru nach drei mehr als ausgefüllten Wochen wieder
verlassen, vermissen wir es sofort. Schon auf dem Flughafen in Lima.
Das laute Cuzco mit seinem Dauergehupe und seinen trillerpfeifenden
Polizistinnen. Die Frauen mit ihren bunten Bündeln auf dem Rücken, ihren Hüten.
Die kleinen Läden mit ihren vielen Vorhängeschlössern und ihren abenteuerlichen
Angeboten.
Die Schluchten des Urubamba und die Weite des Altiplano.
Den Blick von Saqsayhuaman über Cusco. Vom Sonnentor auf Machu Picchu.
Heute…
Jetzt ist es wieder soweit. Wir planen unseren nächsten
Aufenthalt in Peru. Nach Ostern soll es losgehen. Um noch mehr zu sehen. Aber
auch für ein Wiedersehen.
Demnächst mehr davon hier.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen