Freitag, 20. Februar 2015

2 Jahre danach



Damals …
Peru war nie ein Thema für uns. Überhaupt Reisen außerhalb Europas. Na klar, Kuba wäre mal ganz nett, Mexiko vielleicht.
Als sich abzeichnete, dass Katrin, unsere Jüngste, nach dem Abi ein Freiwilliges Soziales Jahr dort absolvieren würde, kam erstmals der Gedanke auf. Warum nicht Peru? Im Gegensatz zu ihrem Austauschjahr in Mexiko waren ja Besuche nicht „verboten“. Also Peru.
Die Vorbereitung war lang und von ziemlicher Nervosität geprägt. Eine Rundreise, um möglichst viel zu sehen? Huánuco selbst, Katrins Standort, war ja nicht so attraktiv. Selbst organisieren? Oje, oje! Und die Sprache …. und überhaupt. 
Wir haben uns dann ganz bewusst dagegen entschieden, eine der organisierten Rundreisen zu buchen. Katrin hatte uns den Link auf den Internet-Auftritt der Sprachschule Acupari (www.acupari.com) in Cuzco geschickt. Dort hatte sie 2 Wochen lang Quechua gelernt. Das brachte uns auf die Idee, während unseres geplanten Peru-Urlaubs einen Spanischkurs belegen zu wollen. Und so kam es.
Wir buchen zwei  Wochen „Spanisch Outdoor“. Morgens Unterricht, danach Exkursionen. Unterkunft bei einer Gastfamilie. Eine gute Entscheidung. Finden wir. Finden wir bis heute.

Damals…
Unsere ersten Eindrücke in Cuzco machen wir wie in Trance. Wie zwei kleine Kinder laufen wir Hand in Hand mit gefühlt offenem Mund durch die Straßen, über die Plätze und staunen. Natürlich über die Baudenkmäler: die Kathedrale, die Kirche „De la Compania“, die Arkaden rund um die Plaza de Armas. Über die Reste der Inka-Bauten, die grandiosen Steinmetzarbeiten. 
In erster Linie bestaunten wir die Menschen in Cuzco, den Alltag auf den Straßen. Viel intensiver noch als auf der Plaza selbst sind die Eindrücke auf dem Weg dorthin: die hupenden Busse, Taxis,  Autos, trillerpfeifende Polizistinnen, Indio-Frauen, die in bunten Tüchern Kinder und mitunter abenteuerliche Lasten transportierten. Wir sind in einer anderen Welt angekommen. Anders als das, was wir aus Europa kennen.
Koricancha am Abend
Zwei Wochen lang leben wir uns in Cuzco ein, wir fühlen uns wohl. Die Unsicherheit, die uns vor der Reise beschlichen hat, weicht mehr und mehr, wir fühlen uns fast heimisch. Leben peruanischen  „Alltag“: morgens Frühstück  mit Ydalia und Edwin, dann der Weg zur Sprachschule, unterwegs wie alle anderen Cusquenos.  Nach dem Unterricht zum Mittagessen „nach Hause“ – falls Flavio uns nicht gleich zu einer Exkursion entführt Spätnachmittags dann Treffen mit unseren Tandempartnern zum deutsch-peruanischen Kultur- und Sprachaustausch.  Auf dem Heimweg, mal fröstelnd in der Abendkühle, mal in lauer Sommerluft, machen mir meist einen Schlenker über die Plaza de Armas und die Avenida del Sol, vorbei am Quoricancha, dem ehemaligen Sonnentempel der Inkas. Eine Empenada auf die Faust, das Mittagessen war – wie immer – reichlich.

Damals….
Wir lernen Peruaner kennen.
Mit Flavio in Saksaywaman
Natürlich Ydalia und Edwin, unsere peruanischen „Gasteltern“, bei denen wir ein Stück peruanischen Alltag erfahren dürfen – im Hotel wäre das nie gegangen. Muchas Gracias.
Flavio, einen der Leiter der Sprachschule, der uns auf unsere Ausflüge begleitet und uns Kultur und Geschichte Perus nahe bringt. Ganz parteiisch natürlich das Peru vor der Conquista. Aber auch das heutige Peru, überwiegend aus der Sicht der indigenen Bevölkerung.
Fabi, die junge Künstlerin, die sich in Acupari auf ihre erste Ausstellung in Deutschland vorbereitet. Beto, der gelernte Verwaltungsfachmann, der in Deutschland Waldorf-Pädagogik studieren möchte, um die Bildung in seinem Heimatland voranzubringen.
Stellvertretend für viele andere die Bäckerin in Oropeza, der „Hauptstadt des peruanischen Brots“, wo fast alles Brot für Cuzco , aber auch viel für ganz Peru, gebacken wird. Nicht in einer Großbäckerei – nein, in vielen kleinen Bäckereien.
Nicht zuletzt unsere Lehrer in Acupari, mit denen wir nicht nur Grammatik pauken. Die uns von ihrem Leben in Peru erzählen. Und wir ihnen von unserem in Deutschland, in Europa.
Wir lernen deutsche Estudiantes in Acupari kennen. Die nicht einfach nur in ein Land kommen, um es „abzuhaken“. Die in sozialen Projekten arbeiten, wie der 63 jährige Kinderarzt Pelo und die 20jährige Abiturientin Melissa. Die einfach ein Land erleben und nicht nur bereisen wollen, wie Rabea, die Stewardess, Martin, der österreichische Maschinenbauingenieur (er will mit dem Mountainbike nach Machu Picchu!) und Julian, der angehende Agraringenieur.
 
"Acuparis" mit Flavio in Tipon
Damals …
Und wir sehen viel.
Die Bauwerke der Inkas. Imposant, faszinierend. Handwerklich großartig. Wunderschön in die Landschaft eingebettet.
Die Landschaft selbst. Wir sind fast nur  in den Anden unterwegs, zumeist auf Höhen zwischen 3000 und 4000 m, selten mal auf 2000 m. Jetzt, in der Regenzeit, präsentiert sie sich in Grüntönen, die jede Kamera überfordern. Aber sich im Herz festsetzen.  (Foto)
Überhaupt die Farben: Nicht nur in den Märkten für Kunsthandwerk bestaunen wir die farbenfrohen Webstoffe, Teppiche, Tücher. Diese sind hier Bestandteil des täglichen Lebens, sind alltägliche Folklore.
 
"Mini-Markt" am Pass La Raya
Damals…
Wir lernen den Geschmack tropischer Früchte neu kennen. Und dass Kartoffel nicht gleich Kartoffel ist – kein Wunder, bei 3000 Sorten, die ausschließlich in Peru reifen. Und Mais ist nicht gleich Mais – hier sind es aber nur 50 Sorten. Schweine und Rinder müssen nicht in Großmästereien leben, Meerschweinchen nicht in der Zoohandlung, Kokablätter helfen gegen höhenbedingte Kopfschmerzen und Müdigkeit. Berauscht haben sie uns nicht.
Als wir Peru nach drei mehr als ausgefüllten Wochen wieder verlassen, vermissen wir es sofort. Schon auf dem Flughafen in Lima.
Das laute Cuzco mit seinem Dauergehupe und seinen trillerpfeifenden Polizistinnen. Die Frauen mit ihren bunten Bündeln auf dem Rücken, ihren Hüten. Die kleinen Läden mit ihren vielen Vorhängeschlössern und ihren abenteuerlichen Angeboten. 
Die Schluchten des Urubamba und die Weite des Altiplano. Den Blick von Saqsayhuaman über Cusco. Vom Sonnentor auf Machu Picchu.

Heute…
Jetzt ist es wieder soweit. Wir planen unseren nächsten Aufenthalt in Peru. Nach Ostern soll es losgehen. Um noch mehr zu sehen. Aber auch für ein Wiedersehen.
Demnächst mehr davon hier.

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